Echt authentischer finnischer Urlaub im Mökki
Das typisch finnische Ferienhaus, ist ein einfaches Holzhäuschen, Mökki genannt. Fast jede finnische Familie besitzt ein Mökki irgendwo in der Natur, teils über Generationen. In einfachen Verhältnissen lebt und genießt man so die Natur in ihrer puren Form, ein muss dabei ist natürlich die Sauna. Welche Erfahrungen ich im Mökki gemacht habe, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Ausstattung
Inhaltsverzeichnis
ToggleDie Ausstattung der Mökkis in Finnland reicht natürlich von sehr einfach bis gehobener.
Bilder von unserem Mökki könnt ihr euch auf Instagram ansehen, schaut dort gerne mal vorbei!
Typisch finnisch ist eine Trockentoilette bzw. Komposttoilette, da die Mökkis in der Natur an keine Kanalisation angeschlossen sind. Auch das von mir gebuchte Mökki verfügte über eine Komposttoilette, die mir seit den Besuchen in Finnlands Nationalparks, bekannt waren. Mein Fazit damals sowie heute: besser als ein Autobahnparkplatz-Klo und auf jeden Fall besser und angenehmer als ein Dixiklo.
Unser Mökki hatte ebenso keinen Anschluss an Frischwasser. Der einzige Wasseranschluss war in der Sauna, die 1/3 der Mökkifläche einnahm.
In der Sauna wird geduscht, der Abwasch gemacht, ja es ist als würde sich das Leben eher in der Sauna abspielen. Was für mich zu Hause eher die Küche ist, nämlich Treffpunkt, Dreh- und Angelpunkt im ganzen Haus, ist in Finnland die Sauna.
Im Winter werden dort nasse Eishockey-Klamotten getrocknet oder es wird in der Sauna sogar geräuchert. Der Wasseranschluss war nichts anderes als eine Verbindung zum, vor der Haustür liegenden See, von dem mit einer Handpumpe, Wasser abgepumpt wurde.
In solchen finnischen Saunas stehen deshalb stets zahlreiche Eimer und Bottiche. Man füllt Wasser in die Eimer und lässt sie in der Sauna erwärmen. Der Saunaofen wird schließlich sowieso immer an sein.
Im Ofen ist ebenfalls Wasser eingefüllt, warmes Wasser lässt sich also immer dort abzapfen.
Im Mökki gab es noch einen Kamin, einen Gasherd, Bett und Esstisch. Alles war einfach und sporadisch ausgestattet, da sich das Leben im typisch finnischen Mökki-Urlaub draußen abspielt. Draußen gab es übrigens noch einen Gasgrill.
Strom war über einen Solarkollektoren vorhanden, wir hatten jedoch eine Powerbank welche ausreichend war. Digital Detox war unser Motto.
Unser Mökki lag in Mittelfinnland im Seengebiet. Weit und breit wohnte niemand, wir hörten und sahen nichts und niemanden außer der Natur.
Wir hatten einen eigenen kleinen Sandstrand mit Steg und ein Ruderboot. Rund um das Mökki waren Wälder mit unfassbar vielen Blaubeersträuchern, an denen es schmackhafte Blaubeeren zu pflücken gab.
Die Straße zu unserem abgelegenen Mökki war ein Abenteuer, du darfst dein Auto nicht lieben, wenn du dort unterwegs bist. Schotter über Schotter, Schlaglöcher und eine immer schmaler werdende Fahrspur, die auf den letzten Metern mit Kniehohem Gras bewachsen war. Zurück in Deutschland steht erst mal eine Autowäsche an, so viel kann ich sagen.
Das Herzstück – die Sauna
Die Sauna ist der Hauptort der typisch finnischen Mökkis und wird mit Holz befeuert. Zu Hause kam ich mal in den Genuss einer eigenen Sauna mit Elektroofen, das hatte schon was!
Die Finnen schwören jedenfalls auf die positive Wirkung regelmäßiger Saunagänge mit anschließendem Bad im Schnee, Eiswasser oder See. Ich kann das nur bestätigen.
In der finnischen Sauna gibt es keine Regeln, es gilt eher eine Etikette und es heißt, jeder so wie er mag. In der Sauna sind alle Menschen gleich.
Es zählt nur noch der Hitze standzuhalten, es auszuhalten und dabei zu genießen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man merkt und sieht, wie der Körper anfängt auf die Hitze zu reagieren und die Schweißtropfen nur so perlen.
Eine Reinigung von innen nach außen. Für alle, für die diese Beschreibung jetzt ekelig klingt, man kann sich stets auf sein eigenes Handtuch setzen, um so mit nichts, von anderen Menschen genutztes, in Berührung zu kommen.
Überall in öffentlichen Saunas wird stets betont, dass die Sauna absolut nichts sexuelles ist. Die Finnen wachsen so auf und haben in ihren Leben schon genug nackte Menschen gesehen, ihnen ist es egal, es ist halt normal.
Man sollte sich den Genuss nicht verbauen, in dem man sich dabei groß ziert, was sonst niemanden auch nur interessiert. In öffentlichen Saunas ist es so, dass Männer und Frauen getrennte Saunas besuchen und manchmal ist ausgeschildert, dass Badekleidung getragen werden soll.
Auf Campingplätzen kann man für sich samt PartnerIn die Sauna reservieren und dann zusammen saunieren gehen.
Im eigenen Mökki ist das natürlich dann egal. So gingen wir 3x am Tag in die Sauna und haben es genossen. Bis der Ofen auf Temperatur kam, dauerte es ca. 1 Stunde aber wie beim Pannukahvi, dem finnischen Kaffee über dem Feuer zubereitet, gilt auch hier, wird sind ja nicht auf der Flucht. Warten und genießen.
Nach dem Saunagang ging es in den vor der Tür gelegenen See, um sich abzukühlen. Herrlich!
Nachteil
Ein Nachteil an Finnland im Sommer ist und bleibt die Mückensituation. An der Küste und auf den zahlreichen Inseln im Schärengebiet sind Mücken kein Problem, da dort so gut wie nicht vorhanden.
Je weiter nach Norden man kommt desto schlimmer wird es mit den Mücken. In Lappland gibt es hunderte Millionen von Mücken, manche Tiere werden von Mücken zu Tode gehetzt. Die Seenplatte in Mittelfinnland ist nun nicht der Norden Finnlands aber ein Mökki irgendwo im nirgendwo direkt an einem See lässt schon erahnen, dass dort die ein oder andere Mücke zugegen war. Dessen solle man sich bewusst sein.
Fazit
Ganz Anfang: ich habe das Mökki über die Plattform Airbnb gebucht. Die Buchung, Bezahlung sowie der Kontakt mit unserer Vermieterin lief reibungslos. Ich würde über Airbnb wieder buchen.
Mökkis stehen für die Einfachheit und den Wunsch, fernab der Zivilisation in der Natur zu sein und zu genießen. Entspannt in die Sauna zu gehen und sich vom Alltagsstress loszusagen.
Es ist mal wieder diese Rückbesinnung auf die Einfachheit, die mir in Finnland schon oft begegnet ist und ich habe großen Respekt vor dieser Einstellung.
Nach der Zeit im Mökki weiß ich frisches, fließendes Wasser so sehr zu schätzen. Es braucht nicht viel, um glücklich sein zu können. Eine Zeit in sehr einfachen Verhältnissen führt dies nochmals vor Augen.
Ich kann verstehen, dass das nicht für alle Menschen der Weg zum Glück ist, muss es ja auch nicht. Ich empfinde es für mich so und kann es daher empfehlen.
Mich hat diese Zeit dankbarer gemacht, mich hat es wieder erinnert, wie gut wir es haben und, dass es die kleinen Dinge sind, die zum Glück beitragen sollen. Ich muss nicht Teil eines gehypten Events sein, wenn ich mich über die kleinen alltäglichen Dinge erfreuen kann, macht mich das schon glücklich.
Ich kann es schlecht in Worte fassen aber es ist diese Rückbesinnung auf die Natur, Dankbarkeit, Wissen um die Schätze aus der Natur, diese Dinge machen für mich den Unterschied. Deshalb gefällt mir Finnland außerordentlich gut.
Würde ich nochmal im Mökki urlauben?
Eine schwere Frage, die ich mit „es kommt drauf an“ beantworten möchte. Für ein bis zwei Nächte kann ich mir vorstellen, nochmal ein Mökki zu buchen.
Ich bin gerne aktiv im Urlaub, fahre Fahrrad, gehe wandern oder angeln und habe gerne Abwechslung. Irgendwo im nirgendwo zu sein war schon einmalig, wann hat man das schon?
Am Ende des Bootssteges unseres Mökkis zu stehen und hinauf aufs Wasser und hinüber zum anderen Ufer zu blicken, ohne Bebauung, ohne jegliche anderen Menschen, war wirklich traumhaft.
Für ein bis zwei Nächte würde ich es wieder machen, vielleicht lieber an der Küste, irgendwo auf einer Insel im Schärenmeer, damit die Mücken nicht zur Plage werden, kann ich mir gut vorstellen.
Die einfachen Verhältnisse jedenfalls, waren nie von Nachteil für mich. Minimalismus ist nicht umsonst so ein großes Thema in letzter Zeit.
Ich glaube, dass es vielen Menschen, die gehetzt und gestresst, durch die immerwährende Beschallung des Alltages, mit seinen unzähligen Möglichkeiten des Konsums, guttun würde, einfach mal auszusteigen und zur Ruhe zu kommen.
Ich habe da jedenfalls schon eine Idee, wie ich dieses Gefühl und dieses Erlebnis in meinen Alltag, zurück in Deutschland, einbauen kann. Ihr dürft gespannt sein. Sabbatical im Alltag wird kommen, doch vorher geht es auf den Archipelago Trail! 250 km, über zahlreiche Inseln im Schärenmeer über Brücken und Fähren verbunden führt diese Strecke durch das Weltnaturerbe! Schau in ein paar Tagen nochmal rein.
Hallo Nadine, welch schöner Beitrag. Ich kann mir die Ruhe, Einsamkeit, Verbundenheit mit der Natur und das Glück so richtig bildhaft vorstellen.
Ich bin schon gespannt, wie du dies in deinen Alltag mitnimmst und drücke dir fest die Daumen, dass du das Gefühl dir immer wieder hervorholen kannst.
Aber zuvor viel Spaß auf dem Trail.
Ich hab gerade Deinen Artikel über das Leben im Mökki gelesen.Ich selbst war im Juni/Juli in Finnland und war fasziniert von der Weite.
Ich finde deine Berichte echt spannend und ich bin dann gleich wieder zurück in Finnland und denke ab die schöne Zeit dort.
Gruss Ramona
Hallo Ramona, vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Schön, dass ich dabei helfen kann, dich in deine Zeit in Finnland zurückzuversetzen. Liebe Grüße, Nadine