Der Archipelago Trail - Unterwegs im UNESCO Welterbe Schärenmeer vor Turku

Archipelago Trail
Der Archipelago Trail führt über 250km über zahlreiche Inseln im Schärenmeer vor Turku

Der ausgewiesene  Archipelago Trail führt über 250km über zahlreiche Inseln des Schärenmeeres. Es ist ein UNESCO-Welterbe und wenn ich das Schärenmeer nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, mit Insel über Insel, soweit das Auge reicht, hätte ich es nicht glauben können.

Die ausgewiesene Route, der Archipelago Trail, führt über 250 km über zahlreiche Inseln, die über Brücken oder Fähren miteinander verbunden sind. Der Trail lasst sich wandernd, per Fahrrad oder per Auto erkunden. Ich fuhr den Archipelago Trail mit dem Auto und schildere in diesem Artikel meine Erfahrungen.

Die Vorbereitung

Vorab: was ist ein Archipelago bzw. Schärengebiet oder Schärenmeer eigentlich? Vor meiner Zeit in Finnland und die spezifische Vorbereitung auf Turku, habe ich nicht gewusst, das so ein Gebiet in Finnland existiert. Das Schärengebiet ist eine Ansammlung von Inseln, die in der Eiszeit entstanden sind.

Eine Schäre ist also eine felsige Insel. Manche davon sind bewohnt, manche sind unbewohnt. Auch in ihrer Größe unterscheiden sie sich. Das Schärenmeer, also das Gebiet von lauter felsigen Inseln im Meer vor Turku gelegen, ist das größte der Welt.

Bei den genauen Zahlen, wie viele Inseln es eigentlich umfasst, widersprechen sich die Quellen, von 10.000 bis zu 50.000 habe ich im Internet gefunden. Es sind auf jeden Fall unzählige, so viele, dass man es kaum für möglich hält, wenn man nicht in diesem Schärengarten selber mal unterwegs gewesen ist.

Die Vorbereitung startete an der Touristen Information in Turku. Hier gibt es die besten Tipps zur Routenplanung, die aktuellen Fährzeiten und Karten für die Planung des Archipelago Trails.

Für Autoreisende wird empfohlen zwei Tage für die Route einzuplanen. Das Zeitfenster, um den Trail zu fahren, ist relativ kurz, da ab September einige Verbindungen nicht mehr regelmäßig angefahren werden.

Einige Fährverbindungen verkehren immer, auch nachts, weil sie hin- und herpendeln andere nur zu festen Zeiten und die Fähren sind sogar kostenlos.

Die kniffligste Stelle ist die Verbindung zwischen Moussla/Dalen, da dort die Fähre nur 4x täglich verkehrt. Dies ist die einzige Fährverbindung die Geld kostet. Wir zahlten für einen PKW 40€ für die ca. einstündige Überfahrt (Stand: Juli 2022)

Wer wandert oder per Fahrrad unterwegs ist, benötigt für den Archipelago Trail logischerweise mehr Zeit, hier kann die Touristen Information weitere hilfreiche Tipps liefern.

Im Voraus muss keine Fähre gebucht werden, man reiht sich einfach ein und hofft, dass man einen Platz findet.

Eine Übernachtung mussten wir nicht buchen, da wir mit dem E-Auto die Möglichkeit haben, im Auto zu schlafen, was in Finnland fast überall erlaubt ist. Die Standheizung klimatisiert das Auto effizient, ohne dass der Motor laufen muss.

So konnten wir uns ohne weitere Planung und Vorbereitung relativ spontan am nächsten Tag an den Archipelago Trail wagen.

Startpunkt

Man hat die Wahl den Archipelago Trail im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns zu fahren.

Wer sowieso eine Überachtung einplant, kann sich die Richtung aussuchen. Wir starteten den Trail in Pargas und fuhren die Inseln im Uhrzeigersinn ab.

Der Archipelago Trail führt über 250km, die per 9 Fähren und 12 Brücken über einige Inseln des vor Turku liegenden Schärenmeeres zurück gelegt werden.

Wir nahmen die erste Fähre gegen 09:20 Uhr und sind, weil wir so gut durchgekommen sind, den Trail an einem Tag abgefahren. Später dürfte man bei einer Tagestour nicht starten, ist meine Empfehlung.

Inselhopping

Nun geht es von Insel zu Insel, zu Beginn fährt man in einer Kolonne, die sich recht schnell auf der Insel in alle Richtungen zerstreut.

Die erste Insel war Nagu, die meinem Eindruck nach, die am meisten touristische besiedelte Insel, aller von uns abgefahrenen Inseln war.

Am nördlichen Gästehafen parkten wir und erkundeten den Hafen. Hier ist ebenfalls die Touristeninfo zu finden.

Der Parkplatz gleicht einem Waldparkplatz, war also nicht asphaltiert und schattig durch die Bäume gelegen. Typisch finnisch halt.

Hier war für mich auch der schönste Badeabschnitt des gesamten Trails zu finden. Es lohnt sich durch den Ort zu bummeln und rüber zum ruhigeren südlichen Hafen zu spazieren.

Dort führt eine kleiner Wanderweg, der leider nicht ausgeschildert ist, zu einer Felsformation, die aus der Steinzeit stammt. Die großen Brocken liegen an nur sehr kleinen Kanten aufeinander, was ziemlich eindrucksvoll ist und ein kleiner Nervenkitzel, sich darunter zu stellen. Schau mal bei Instagram vorbei, dort kann ich mehr Fotos hochladen.

Wer sich noch mit Lebensmittel eindecken möchte, findet auf den Inseln immer mal wieder einen Supermarkt, bezahlt dann aber „Inselpreise“.

Die Inseln werben damit, direkt vom Erzeuger einzukaufen, die kleinen Boutiquen die Dekoartikel oder Souvenirs anbieten, stammen nicht von großen Ketten.

Die Inseln sind ländlich geprägt, auf der einen wird Getreide angebaut, auf der nächsten Erbsen, auf der nächsten steht eine kleine Herde Schafe.

Die nächste angesteuerte Insel war Korpo. Verfahren kann man sich eigentlich nie, oftmals führt nur eine einzige Hauptstraße quer über die Insel, von Fähranleger zu Fähranleger.

Der Archipelago Trail ist auf Schildern mit einem Symbol gekennzeichnet, dem es einfach zu folgen gilt. Beim Fähranleger ordnen sich die PKWs in die rechte Spur ein und folgen den Anweisungen der Mitarbeitenden zum Einparken auf der Fähre.

Auf Korpo hielten wir wieder am Gästehafen. Das Treiben an diesen kleinen Gästeanlegern zu beobachten und den Pier entlang zu schlendern, habe ich bei unserem Tagesausflug auf die Insel Vepsä schon genossen, den Artikel dazu findest du hier.

Hier kehrten wir im Restaurant „Buffalo“ zum Mittagessen ein. Gestärkt kann man nun den Barfuß Trail auf Korpo laufen oder weiter zur nächsten Insel übersetzen, wofür wir uns entschieden.

Ohne unsere Anfahrtszeiten geplant oder terminiert zu haben, mussten wir nie lange warten, sogar nicht an den Fähranlegern, die nicht hin- und herpendelnd fuhren sondern zu festen Zeiten. Man merkt einfach, wie gut die Fähren in der Hauptsaison ( 13.05.-04.09.22) auf dem Archipelago Trail aufeinander abgestimmt sind.

Weiter ging es zur nächsten Insel Houtskär auf der wir eigentlich geplant hatten zu schlafen. Da wir jedoch so gut in der Zeit lagen, wollten wir es riskieren direkt durch zum Fähranleger zu fahren.

Hier besteht für im Uhrzeigersinn-Reisende auf dem Archipelago Trail die einzige knifflige Situation. Die Fähre von Houtskär nach Iniö verkehrt nur 4x täglich und ist die einzige, für die man bezahlen muss (1x PKW=40€, Stand Juli 2022).

Da es keine vorab zu kaufenden Tickets gibt, heißt es „first come, first serve“. Man fährt zum Fähranleger, reiht sich in die Schlange wartender Autos und hofft, dass man noch auf die Fähre kommt.

Wir waren ca. 1:15h vor der letzten Abfahrt des Tages am Anleger und nach uns kam kein Fahrzeug mehr, es hätten aber noch weitere Fahrzeuge auf die Fähre gepasst.

Trotz Hauptsaison, blendend schönem Wetter, war es angenehm ruhig und nie überlaufen. Und das in/auf einem von der UNESCO ausgezeichneten Gebiet! Auch das gehört seit meiner Zeit in Finnland für mich dazu: angenehme Unaufgeregtheit.

Am Anleger in Mossala, Houtskär, gibt es eine kleine Badestelle, westlich des Anlegers gelegen. Am Fähranleger liegt direkt ein Campingplatz, mit einer Möglichkeit zur Toilette zu gehen und im Restaurant zu essen.

Man könnte also auch auf den Mittagsstopp in Korpo verzichten, sich seinen Platz in der Warteschlange auf der Fähre sichern und in Mossala essen gehen.

Vom Campingplatz führt ein gut ausgeschilderter Weg hinauf zu einem Aussichtsturm, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten.

Von dort oben hat man einen atemberaubenden Überblick über die Schären, die sich in Sichtweite befinden. Wie gesagt, der Anblick dieser unzähligen Inseln ist einfach unglaublich, soweit der Horizont reicht, Insel über Insel, leider kommt das auf den Fotos gar nicht so wunderschön rüber. Wasser, Felsen, Steine und dichte Wälder, all das verbinde ich für immer mit Finnland.

Die nächste Fährüberfahrt stand an, bezahlt wurde bargeldlos, nachdem die Fähre losgefahren ist, beim netten Mitarbeiter der sogar richtig gut deutsch gesprochen hat. Wir waren übrigens nicht nur die einzigen Deutschen auf dem Archipelago Trail, ich habe mir auf den Fähren immer die Kennzeichen der Fahrzeuge angeschaut, sondern die Einzigen nicht-finnen! Das hat mich echt erstaunt.

Auf den Fähren herrscht eigentlich kein Wellengang, bei kürzeren Passagen bleibt man am besten einfach im Auto sitzen, auf längeren verlässt man natürlich das Fahrzeug. Je nach Größe der Fähre, kann es jedoch echt eng werden. Auf der einstündigen Überfahrt von Houtskär nach Iniö gab es sogar ein kleines Café an Bord.

Was manchmal, gerade bei neueren Fahrzeugen passieren kann ist, dass die Alarmanlage aufgrund der Vibrationen der Fähre anspringt. Das haben wir selbst erlebt und der Volvo vor uns schlug ebenfalls mehrfach lautstark Alarm. Da hilft es, das Fahrzeug einfach nicht zu verriegeln oder den Schlüssel schnell parat zu haben, um die Alarmanlange zu verstummen zu bringen.

Während in Südeuropa große Hitze herrscht, BewohnerInnen und TouristenInnen vor Waldbränden evakuiert werden müssen, an manchen Orten das Trinkwasser reduziert werden muss oder die politische Situation im Land eigentlich keine Reise dorthin zulassen sollte, ist es in Finnland angenehm ruhig und entspannt.

Skandinavien als Urlaubsziel habe ich in diesem Artikel bereits beschrieben.

Nun folgten noch zwei kleinere Überfahrten, eine davon war gar nicht auf unserer eigentlich aktuellen Karte eingezeichnet, bis wir per Brücken das Festland erreichten.

Über Naantali führt der Archipelago Trail zurück nach Turku, unserem Ausgangspunkt. Einen Stopp in Naantali kann ich unbedingt empfehlen, einen Artikel dazu findet du übrigens hier.

Der Weg ist das Ziel

Auf dem gesamten Archipelago Trail gilt jederzeit: der Weg ist das Ziel. Es reicht oft einfach über die Insel zu fahren und dirket zum nächsten Fähranleger durchzufahren, da die Straßen quer über die Inseln führend so schön sind und es hier bereits so viel zu sehen gibt.

Wer sich aktiv bewegen möchte findet einzelne Wandertrails, die mal mehr und mal weniger gut, ausgeschildert sind.

Hier würde ich eine bessere Vorbereitung per Internetrecherche z.B. über Komoot oder die örtlichen Touristen Informationen empfehlen.

Die schönste Insel war für uns die Insel Houtskär, hier genossen wir die Ruhe beim Warten auf die Fähre am Fähranleger und konnten sogar zwei Seeadler hoch über uns kreisen sehen. Ein tolles Erlebnis, trotz ihrer Höhe haben wir den weißen Schwanz eindeutig sehen können.

Zur Dauer unserer Tour über den Archipelago Trail kann ich bestätigen, dass man mit dem Auto in ein bis zwei Tagen gut durch kommt.

Je nach Fährsituation und gewünschter Stadterkundung sollte man eine Übernachtung einplanen. Das letzte Stück über Naantali haben wir Richtung Turku abgekürzt, da wir in Naantali schon waren.

Ich schätze wir waren gegen 20 Uhr zurück zu Hause. Gestartet sind wir am Morgen um kurz nach 8 Uhr geschätzt.

Das Inselhopping hat großen Spaß gemacht. Schade findet ich, dass sich Autos und Fahrräder auf dem größten Teil des Archipelago Trails die schmale Landstraße teilen.

Es gibt selten Seitenstreifen. Wer selber Fahrrad fährt, kann sich in etwa vorstellen, wie das Gefühl, an einem vorbei ziehender Fahrzeuge auf der Straße so ist. Ich jedenfalls schätze es immer sehr, wenn Fahrräder und Fahrzeuge sich nicht eine Straße teilen müssen.

Da viele Menschen mit Finnland zunächst Helsinki oder Lappland in Verbindung bringen, möchte ich unbedingt die Südwestküste rundum Turku empfehlen.

Ich denke, hier kann man noch von einem Geheimtipp sprechen, der sich nur zwei Autostunden entfernt von Helsinki befindet oder per Fähre über Schweden direkt angesteuert werden kann. Ich hatte selten einen so entspannten Urlaub aufgrund der allgemein herrschenden relaxten Grundstimmung.

Ich jedenfalls bin wirklich positiv von Finnland überrascht. Ostseeküste, Seengebiet, Inseln, Wälder, Finnland bietet so viele verschiedene Möglichkeiten und ist nie langweilig.

Hier ziehe ich ein Fazit, meines 3-monatigem Sabbaticals in Finnland. Schau bald gerne mal wieder vorbei!

1 Gedanke zu „Der Archipelago Trail – Unterwegs im UNESCO Welterbe Schärenmeer vor Turku“

  1. Es klingt so, als ob man auf dem Schärenmeer gut wandern und zu sich kommen kann, vielleicht ein Geheimtipp als Alternative zum Jakobsweg.

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