Eindrucksvoller Besuch des Forum Marinum in Turku – Mein Tipp
Das Forum Marinum in Turku ist ein Schifffahrtsmuseum und verfügt über zahlreiche kleine und große Museumsschiffe die, je nach Ticketkategorie, betreten und besichtigt werden können. Die Museumsschiffe liegen im Aurajoki, direkt vor dem Haupteingang des Forum Marinum, verteilt. Es ist unglaublich eindrucksvoll, diese Schiffe zu erkunden, daher empfehle ich, einen Besuch im Forum Marinum unbedingt. Welche Ticketkategorie ich empfehlen würde und was es im Forum Marinum zu entdecken gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Allgemein
Inhaltsverzeichnis
ToggleTurku war in früheren Jahren Finnlands Hauptstadt und hat eine lange Werftenhistorie. Auch heute noch ist die größte Werft, die Meyer Turku Werft, in Turku angesiedelt. Die deutsche Meyer Werft, eher bekannt aus Papenburg im Emsland, übernahm die Werft in Turku, nachdem diese in den letzten Jahren oftmals den Besitzer gewechselt hatte.
Wie in Papenburg werden auf der Werft in Turku riesige Kreuzfahrtschiffe für die Weltmeere und internationale Reedereien gebaut.
Wer von Turku Richtung Naantali fährt, wird an der Werft vorbeikommen und die großen Kräne und vielleicht sogar ein fast fertiges Kreuzfahrtschiff von der Straße aus sehen können.
Einen Besuch des hübschen Städtchens Naantali, mit Tipps zum Bummel durch die Stadt mit ihren bunten Holzhäusern, empfehle ich übrigens in diesem Artikel.
Doch Turkus Werften haben und hatten mehr als Kreuzfahrtschiffe zu bieten.
Vor dem Museum liegen beispielsweise zwei Kriegsschiffe der finnischen Marine, sowie der Großsegler Suomen Joutsen, der in edlem weiß schon von weitem zu erkennen ist und eigentlich auf jede Turku-Postkarte muss.
Mehr zu Turku erfährst du in diesem Artikel.
Der Besuch des Forum Marinum war ein absolutes Highlight in Turku für mich. Bei mir kommt dabei auch ein starkes persönliches Interesse an Schiffen, Booten, Seglern und eigentlich allem, was sich auf dem Wasser bewegt, hinzu.
Mein Opa war im 2. Weltkrieg auf einem Minensucher eingesetzt und sollte sogar im Jahr 1940 auf die Bismarck.
Bei dem Gedanken auf das größte deutsche unsinkbare Kriegsschiff zu kommen, dessen Indienststellung in aller Munde war, war ihm nicht wohl. So simulierte er eine Erkrankung und steckte, beim Fiebermessen im Lazarett, sein Fieberthermometer heimlich in seinen Tee, um noch länger auf der Krankenstation zu bleiben und so den Einsatz auf der Bismarck zu verpassen.
Die Bismarck wurde wenige Monate nach ihrer Indienststellung versenkt. Es kamen 2104 Menschen bei ihrem Untergang ums Leben, der insgesamt über 2200 Menschen zählenden Besatzung.
Ohne sein ungutes Bauchgefühl und das Hinauszögern seiner Erkrankung, wäre ich wahrscheinlich nicht am Leben. Jedes Mal für mich ein heftiger Gedanke.
Ticket-Tipp
Zur Ausstellung des Forum Marinum, die in zwei Hallen untergebracht ist, gehören die Museumsschiffe nicht automatisch. Es gibt verschiedene Ticketkategorien, so dass du dir aussuchen kannst, ob du die Exponate in den Hallen besichtigen möchtest oder nur eines der 5, vor dem Museum im Wasser liegenden, Museumsschiffe.
Persönlich finde ich ein derartiges Museum zum Begehen, zum Anfassen und Entdecken viel besser als mit ausreichend Abstand vor Tafeln oder Vitrinen zu stehen und Exponate anzugucken.
Daher habe ich mich für das Sommer-Ticket entschieden und würde es jedem an Schiffen interessierten Menschen empfehlen. Im Sommerticket enthalten ist der Besuch der Ausstellungen in zwei Hallen sowie alle Museumsschiffe und das an zwei aufeinander folgenden Tagen!
So ging ich mit viel Ruhe durch die Ausstellung und konnte mir den Besuch auf zwei Tage einteilen, was sehr entspannend war.
Die Ausstellung in den Hallen
Der Eingang des Forum Marinum ist im Backstein Gebäude, direkt neben dem Restaurant Göran, zu finden und könnte, wie ich finde, besser ausgeschildert sein.
An der Kasse löst man, natürlich typisch finnisch bargeldlos, das gewünschte Ticket und startet direkt mit der Ausstellung verschiedener Exponate.
Zahlreiche Minen, darunter einige Exponate im Querschnitt, die den Aufbau und die Verkabelung innen zeigen, lassen einen die dunklen Seiten der Schifffahrtsgeschichte, erahnen.
Ergänzt werden die Exponate immer wieder durch persönliche Fotos, Briefe oder Uniformen. Interaktive Elemente werden immer wieder eingebaut. Die Ausstellungshalle ist mit indirektem Licht, viel Holz und abgespannten Netzen von der Decke gestaltet.
Es werden die Zeiten der industriellen Schifffahrt zur Holzlieferung, die Containerschifffahrt und die Kriegszeiten dargestellt.
Im zweiten Gebäude, welches optisch ganz anders aussieht und kaum erkennen lässt, dass es ebenfalls eine Ausstellungshalle beherbergt, geht es thematisch um den Schiffbau und die Werften von den Anfängen bis heute.
Der Eingang erfolgt über den Museumsshop und durch den Shop geht es in die Ausstellung. Dieser Teil des Forum Marinum ist optisch ganz im Stile der Werften und des Schiffbaus gestaltet.
Direkt am Eingang ist der original Stahlrumpf eines Schiffs zu sehen. Dieser führt durch die Ausstellung nachgebauter Modellschiffe und bildet sogar die Plattform für die obere Etage.
Auch hier sind wieder interaktive Elemente verbaut, die kleinen und großen Besucher:innen Spaß machen. Kurze Filmsequenzen können abgespielt werden und mein Highlight war auf einem großen Flatscreen in der waagerechten, verschiedene Spielzeugschiffe (Kreuzfahrtschiff, Containerschiff, Tanker, etc.) aufzusetzen und zu bewegen. Die erzeugten Wellen wurden vom interaktiven Screen in Echtzeit abgebildet.
Ein Video meines Besuchs im Forum Marinum findet ihr übrigens auf Instagram.
Durch ein digitales Fernrohr können Besucher:innen einen Ausblick bekommen, wie der Schiffbau und die Schiffstypen in der Zukunft aussehen werden, mit Solarkollektoren und neuen, klimafreundlichen Antriebsformen.
Die Geschichte der in Turku ansässigen Meyer Turku Werft mit ihren zahlreichen Besitzerwechseln und gebauten Kreuzfahrtschiffen, wird mithilfe eindrucksvoller Modelle dargestellt.
Museumsschiffe des Forum Marinum
Nach dem Besuch der beiden Hallen ging es nun rauf auf die Schiffe. Zuerst ging es auf den weißen Großsegler dem Suomen Joutsen, der es mir echt angetan hat.
Es ist ein sehr, sehr großes Schiff und wirkt durch die weiße Farbe total Edel. Er hat sogar eine Zeit unter dem Namen „Oldenburg“ hinter sich, als er in den 1920er Jahren für Deutschland in See stach. Klein ist die Welt.
Nun können Besucher:innen eintauchen in die Welt und das Leben der Besatzung. Man kann hinabsteigen, in die verschiedenen Ebenen des Seglers, sich in eine Hängematte legen und nachempfinden, wie eng und entbehrungsreich, das Leben auf See gewesen sein musste.
Vom Bug bis zum Heck ist es möglich über das gesamte Schiff zu laufen, alles zu erkunden und sogar das Ruder in die Hand zu nehmen. Der Großssegler, erbaut im Jahre 1902 kam 1930 in den Besitz der finnischen Marine und war dort so etwas wie die Gorch Fock, also ein Schulschiff.
Seit der 1960er Jahre dient er als Museum, wird jedoch zu besonderen Anlässen wieder „ausgeführt“.
Vor dem Soumen Jousten, dessen finnischer Name „Finnischer Schwan“ bedeutet, liegen zwei Kriegsschiffe der finnischen Marine. Ein Mienenleger und ein Kanonenboot, sie stammen aus den 1960er Jahren.
Diese Kriegsschiffe lassen einen bei ihrem Anblick erschaudern. Gebaut von Menschenhand, um Menschen zu töten. Auch hier ist es möglich fast über das gesamte Schiff zu laufen und in den Bauch des Schiffes in den engen Gänge hinabzusteigen.
Die Kombüse und die Messe anzusehen, die Kojen und die Brücke. Auf dem Minenleger sind die drei Straßen, auf denen die Minen ins Meer abgelassen wurden mit Minenatrappen bestückt, was eindrucksvoll und erschreckend zugleich ist.
Etwas weiter entfernt, einige Schritte in Richtung Stadtmitte, liegt das älteste hier ausgestellte Museumsschiff, die Dreimastbark „Sygn“ aus dem Jahr 1887, ganz aus Holz hergestellt.
Dieser Segler überfuhr die Weltmeere, war schon in Südamerika und wurde für den Holztransport in der Nord- und Ostsee eingesetzt. Das 500 Tonnen-Schiff wurde vor dem Abwracken gerettet und aufwendig restauriert.
Auf dem ganzen Schiff riecht es nach Holz und Teer und der Abstieg in den Bauch des Schiffes, lässt seine Zuladungskapazität eindrucksvoll erahnen. Auch der Salon, in dem Gäste empfangen wurden und die Kapitänskajüte können besichtigt und erlebt werden.
Auch hier musste ich mich wieder ans Ruder des Seglers stellen und mir die gesetzten Segel an den drei Masten vorstellen. Den Geruch von Holz und Teer hatte ich nach dem Besuch noch den ganzen Tag in der Nase.
Fazit
Der Besuch im Forum Marinum hat mir, aufgrund der interaktiven Ausstellung und natürlich ganz besonders wegen der eindrucksvollen Vielfalt an Museumsschiffen, unglaublich gut gefallen.
Es ist ein tolles Erlebnis sich auf den Schiffen bewegen zu dürfen, in den Bauch der Schiffe hinabzusteigen und alle Räume entdecken zu können.
Mit der Wahl des Sommertickets hatte ich zwei Tage Zeit alles zu besichtigen und die Schiffe zu erkunden. So kann man ohne Stress einfach auch mal Zeit auf einem Schiff verbringen und die Stimmung genießen.
Schifffahrtsmuseen liebe ich sowieso, der Besuch im Amsterdamer Museum hatte mich ebenfalls sehr beeindruckt aber die Sammlung, des Forum Marinum, ist vielfältiger als die Amsterdamer.
Empfehlen würde ich aber stets beide, denn die Form, die Schiffe zugänglich zu machen ist ein echtes Erlebnis und eine tolle Erfahrung!