Mittsommer in Finnland

Mittsommer ist der längste Tag des Jahres, die Sommersonnenwende. Es ist der Höhepunkt des Sommers und ein Feiertag in ganz Skandinavien. Mit Lagerfeuern, Saunagängen und gutem Essen wird der Sommer gefeiert. Die Sonne wird je nach Region kaum untergehen und außergewöhnliche Farbspektakel am Himmeln zaubern. Diese Nächte werden zugleich „die weißen Nächte“ genannt. Doch warum ist das überhaupt so und was habe ich an Mittsommer in Finnland erlebt? All das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Sonnenuntergang
Mittsommer in Finnland bringt ganz besonderes Licht hervor

Weshalb die Sonne nicht untergeht

Finnlands geografische Lage ist ziemlich weit oben auf der Nordhalbkugel. Aufgrund dieser Lage, sind die Tage im Sommer sehr lang, dagegen im Winter sehr kurz. Ein Sommertag bietet durchaus 19 Stunden Helligkeit, wogegen eine Winternacht 19 Stunden andauern kann.

Da die Sonne überall im Osten aufgeht, erlebt die östlichste Stadt Finnlands den frühesten Sonnenaufgang, das kann im Sommer gegen 2:50 Uhr der Fall sein. Dementsprechend ist der späteste Sonnenuntergang im Westen zu erleben, an den längsten Tagen in dieser gegen 23.40 Uhr.

In meiner Wahlheimatstadt Turku im Südwesten ist der Sonnenaufgang momentan gegen 04:00 Uhr und der Sonnenuntergang um 23:00 Uhr. Bis zur Sommersonnenwende ist die Tendenz der Sonnenlichtdauer steigend.

Die Entfernung zum Äquator, dessen gedachte Linie die Erde in die Nordhalbkugel und die Südhalbkugel einteilt, und die Bahn der Sonne, bestimmen wie lange der Sonnenuntergang andauert. Für Finnland bedeutet das, dass Sonnenuntergänge im Sommer länger andauern als z.b. direkt am Äquator.

Feierlichkeiten

Nach den langen und dunklen Wintertagen ist Mittsommer ein Highlight im Jahresverlauf und in Skandinavien ein Feiertag. Mittsommer ist für viele Menschen auch gleichzeitig der Beginn des Sommerurlaubs. Deshalb wird oftmals eher außerhalb der Städte, im familiären Rahmen im Mökki, gefeiert. Die klassische Festtagsdekoration sind Birkenzweige, mit denen die Häuser verziert werden, Wildblumenkränze und natürlich die Nationalflagge.

Das wohl größte Lagerfeuer des Landes wird auf der vor Helsinki gelagerten Insel Seurasaari entzündet. Das Johannesfeuer oder in Finnland Juhannusfeuer soll böse Geister fernhalten und eine gute Ernte bringen. An diesem Feiertag kommen unterschiedliche Bräuche und Festlichkeiten zusammen, ob heidnischen oder christlichen Ursprungs, was alle verbindet ist die Freude über den Sommer, die Sonne und das Feiern das langen Tages.

Mittsommer ist jedenfalls kein normaler Feiertag sondern steckt voller Magie und Mythen. Es ist beliebt für Mittsommer Wildpflanzen zu pflücken und damit zu dekorieren. Ein Brauch besagt, dass unverheiratete Frauen sieben verschiedene Wildblumen pflücken sollen und über Nacht unter das Kopfkissen legen sollen. Der zukünftige Ehemann soll daraufhin im Traum erscheinen. Trotz dessen, dass der Mittsommer-Feiertag am Samstag ist, wünschten sich die Finnen ab Donnerstagnachmittag „hyvää juhannusta“ und verabschiedeten sich ins Wochenende. Am Freitag waren bereits zahlreiche Geschäfte geschlossen und die Straßen wie leergefegt.

Die eigentliche, astronomische Sommersonnenwende findet um den 21 Juni herum statt. Damit jedoch jeder die Möglichkeit hat diesen Tag ausgiebig zu feiern, wird in Finnland ganz pragmatisch stets auf dem Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni gefeiert. Mein Eindruck war allerdings, dass  ausgiebiger in der Nacht von Freitag auf Samstag gefeiert wird.

Mein Mittsommer

Nachdem wir am letzten Wochenende Besuch aus Deutschland begrüßen durften, stand nun ein Wochenende später, Mittsommer an. Eigentlich hatte ich mir überlegt im Auto zu campen.

Zum Schlafen bin ich an Mittsommer allerdings fast gar nicht gekommen und wenn, dann nicht im Auto. Das wird allerdings nachgeholt und selbstverständlich wird es darüber einen Artikel geben.

Ich war an Mittsommer zum Zeitpunkt der einsetzenden Abenddämmerung an verschiedenen Orten unterwegs, um die Stimmung zu genießen und einzufangen.

Den Sonnenuntergang habe ich an einem See genossen und bin danach weiter zur Fischtreppe des Aurajokis (Halistenkoski) gefahren. Die Sonne war gegen 23:30 Uhr verschwunden und nur noch wie ein Heiligenschein am Horizont zu erahnen.

Ich spazierte, die Abendstimmung genießend, am Fluss entlang als der Weg eine Rechtskurve machte und mir in dieser Kurve plötzlich ein Fuchs auf dem asphaltierten Bürgersteig gegenüberstand.

Er und ich waren beide wie paralysiert und standen uns ca. 2 Meter gegenüber. Hinter mir näherte sich ein Radfahrer, der den Fuchs nicht sehen konnte, denn ich stand schließlich davor.

Der Fuchs bemerkte diesen Radfahrer hinter mir ebenfalls, so dass er sich dazu entschied mit ausreichend Sicherheitsabstand (ca. 1,50m, mehr war nicht möglich) auf dem Weg an mir vorbei zu traben. Natürlich konnte ich mein Smartphone erst viel zu spät zücken aber ein Schnappschuss ist mir dennoch gelungen.

Dieses Erlebnis in dieser mystischen Nacht war schon für mich persönlich großes Kino.

In der Woche um die astronomische Sommersonnenwende herum, wird es immer weniger dunkel, bis zum Höhepunkt, dem längsten Tag des Jahres.

Dennoch wurde es im Südwesten von Finnland für eine kurze Zeit von ca. 2 Stunden, dunkler als ich es gedacht hätte aber eben nicht so richtig stockdunkel.

Das Licht in der Abenddämmerung ist unbeschreiblich, so klar und warm. Auf Instagram habe ich Fotos hochgeladen, dort seht ihr auch das Foto vom Fuchs. Schaut dort gerne mal vorbei. 

Richtig hell bleibt es, je weiter nördlicher man sich befindet. Es heißt, dass dort die Menschen im Sommer kaum schlafen, denn das wäre einfach Zeitverschwendung, in den „weißen Nächten“.

Gegen 4 Uhr in der Früh sollte der Sonnenaufgang beginnen, den ich verschlafen habe. Dennoch war es ein unbeschreibliches Erlebnis, diese Helligkeit so spät nachts zu erfahren.

Persönlich merke ich es selber, ich bin viel länger wach, habe dadurch gefühlt längere Tage und schlafe viel weniger.

Gehe ich nachts zur Toilette schaue ich immer nach draußen und schmunzele fast ungläubig über diese Helligkeit. Der beunruhigte Blick auf die Uhr beruhigt mich, denn ich habe noch ein paar Stündchen bis der Wecker klingelt und kann mich wieder hinlegen.

Dieses Leben nach den Jahreszeiten und ihren Gegebenheiten, das Zelebrieren und die Freude über diese langen Sommertage und Nächte, hat mich sehr inspiriert. Zu vieles habe ich vorher einfach nicht bewertet, nicht wahrgenommen.

Ich habe mir vorgenommen, dass Mittsommerfest zu Hause in Deutschland demnächst auch zu zelebrieren. Wertschätzung, Dankbarkeit und Genuss sollen für mich im Vordergrund stehen.

Dabei kommt mir die Frage in den Sinn, gibt es in Deutschland einen Feiertag, nichtchristlichen Ursprungs, der positiv belegt ist? Mir fällt Erntedank ein, dies ist jedoch kein nationaler Feiertag.

Es gibt den Tag der Deutschen Einheit aber zelebrieren wir etwas von der Natur gegebenes? Zeigen wir uns der Natur gegenüber wertschätzend und dankbar? Schreibt es gerne in die Kommentare, wenn euch etwas einfällt.

Ich schätze, hier habe ich vermutlich mal wieder einen großen Unterschied bemerkt, auf der Suche nach dem persönlichen Glück.

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