In Finnland leben laut World Happiness Report sehr viele glückliche Menschen und Finnland ist das Land der Saunas, Wälder und Seen. Das wissen wir schon alles. Aber wusstest du, dass es in Finnland keine Centmünzen gibt oder die Geschäfte auch sonntags geöffnet haben oder Suomi, die Eigenbezeichnung von Finnland und der finnischen Sprache ist? Weitere spannende Fakten, habe ich hier für dich zusammengestellt.
Keine Cent-Münzen
In Finnland sind zumindest die 1 und 2-Centmünzen sehr selten und so gut wie abgeschafft. An der Kasse wird beim Bezahlen mit Bargeld einfach auf 5 Cent aufgerundet. Das Bezahlen mit Bargeld ist jedoch sehr unüblich und beim elektronischen Bezahlen wird natürlich der korrekte Betrag abgebucht.
Doch weshalb wird aufgerundet? Bezahlst du viel mit Bargeld? Dann schau mal in dein Portemonnaie und du wirst sehr wahrscheinlich meistens 1 und 2 Centmünzen mit dir herumtragen. Das Weglassen der Kleinstmünzen soll den Alltag erleichtern. Es ist der finnische Pragmatismus. Eigentlich gäbe es gar keine Kleinstmünzen aus finnischer Prägung, hätte die Europäische Zentralbank Finnland nicht dazu verpflichtet, welche zu prägen. Das ist der Grund weshalb es äußerst selten Kleinstmünzen aus Finnland gibt, die beim Sammlern sehr begehrt sind.
Sprache
Ich liebe es, die finnische Sprache zu hören. Ich verstehe jedoch nicht ein einziges Wort, denn die Sprache ist nicht mit unserer verwandt dennoch klingt sie ganz wunderbar mit dem gerollten „R“. Zu hören ist eine russische und estnische Verwandtschaft. Durch die wirklich inflationäre Verwendung von Vokalen hört sich eine finnische TV-Kommentierung manchmal sogar nach italienisch an, so jedenfalls mein Eindruck.
Beim Lesen von finnischen Wörtern hört es bei mir nach der zweiten Silbe meistens schon auf, danach verstehe ich nur noch rautatieasema (Bahnhof). Die meisten Wörter sind unglaublich lang und bestehen schier aus Hieroglyphen und lauter Umlauten.
Neben finnisch ist schwedisch die zweite Amtssprache, viele Schilder sind deshalb zweisprachig und man erkennt oft, wie verschieden diese beiden Sprachen sein können. Turku ist auf schwedisch beispielsweise Åbo. Schwedisch ist zweite Sprache in Finnland und wird in der Schule unterrichtet. Böse Zungen behaupten, dass es für Auswanderer sicherlich einfacher wäre, schwedisch zu lernen als finnisch.
Das einzig vermeintlich Leichte an der finnischen Sprache ist, dass so gut wie alle Buchstaben wie im Deutschen ausgesprochen werden und die Betonung stets auf der ersten Silbe liegt. Jetzt kommen wir ans Eingemachte: es gibt in der finnischen Sprache 15 Fälle, keine Artikel, kein Geschlecht, und fast keine Präpositionen.
Tango
Tango tanzen? Was hat das mit Finnland zu tun? Eine ganze Menge! Und wieder habe ich dich hoffentlich mit meinen Fakten überrascht. In Finnland ist der Tango sehr beliebt und es gibt sogar eine eigene finnische Stilrichtung des Tangotanzes. Der argentinische Tango erreichte Finnland Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit 1965 gibt es ein jährliches Tangofestival in dem kleinen Örtchen Seinäjoki im Südwesten, wo Tangoliebhaber aus dem ganzen Land hin pilgern.
Geschlechtergerechtigkeit
Seit 1917 ist die Republik Finnland eigenständig. Das Wahlrecht für Frauen wurde im Jahr 1906 weltweit zum ersten Mal in Finnland eingeführt und etabliert.
Es studieren in Finnland mehr Frauen als Männer und in der Politik, wie auch in hohen Führungspositionen, sind Frauen sichtbar und vertreten. Im Jahr 2000 wurde mit Tarja Halonen die erste Frau zum finnischen Staatsoberhaupt gewählt. Seit 2019 ist Sanna Marin Ministerpräsidentin von Finnland. 55 % der Kabinettsplätze sind durch Frauen besetzt. In der Wirtschaft sieht es ähnlich aus, im mittleren Management ist jede dritte Position von einer Frau besetzt, in den Chefetagen ist es jede 9. Position.
Finnland macht nicht nur beim Thema Gleichberechtigung vieles richtig, wo es aus meiner persönlichen Erfahrung her so wichtig ist, Vorbilder zu haben, sind diese Vorbilder in Finnland deutlich sichtbar. Beim Zappen durch die verschiedenen TV-Kanäle fiel mir z.B. bei den Nachrichten auf, dass die Beiträge umfassend verschiedene Standpunkte abgebildet haben, mit gut gebildeten Begründungen (Nato-Beitritt) und beispielsweise im Bereich der Sportberichterstattung, über sehr viele Frauen und Frauenmannschaften berichtet wurde (Fußball).
Eishockey
Finnland ist eine Eishockeynation. In jeder kleinen Stadt gibt es eine Halle oder im Winter auch die Möglichkeit auf einem der zahlreichen zugefrorenen Seen zu spielen. International ist Finnlands Nationalmannschaft überaus erfolgreich, zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in Peking, wo Suomi zum ersten Mal die Goldmedaille im Eishockey gewann. Aktuell (Stand 2022) läuft die Eishockey WM, wo Finnland als Gastgeber für Russland schnell einspringen konnte.
Beim Public Viewing wird in Bars und Cafés laut mit gefiebert und die Siege der finnischen Nationalmannschaft werden feuchtfröhlich gefeiert. Einen Autokorso, wie wir es aus Deutschland beim Fußball kennen, gibt es hier nicht und es werden auch keine Nationalflaggen gehisst. Zumindest nicht, weil der Spieltag der Grund ist, denn Flaggen werden oft gehisst, es gibt spezielle Flaggentage, an denen dann offiziell beflaggt wird. Kurzum, die Nationalflagge weht sowieso, nicht nur während eines Turniers.
Süßigkeiten und Salmiak
Die Finnen lieben Süßigkeiten. Mir viel es bei den ersten Einkäufen extrem auf, als ich plötzlich mitten im Supermarkt vor einer riesigen Candystation stand. Ich habe echt noch nicht herausfinden können, woher diese Süßigkeitenliebe kommt und ich hoffe wirklich, dass der Zuckerkonsum, nichts mit dem Geheimnis der glücklichen Finnen zu tun hat.
Was auch auf keinen Fall fehlen darf ist Salmiak. In Eis, als Likör, in Schokolade, Salmiak geht hier scheinbar immer.
Kaffeenation
Kommen wir nun wieder etwas mehr zu Themen, mit denen ich persönlich viel anfangen an. Ja, wirklich viel. Finnland ist eine Kaffeenation. Ich bin hier scheinbar im Kaffeehimmel. Kaffee wird hier zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken und das in wahren Massen. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch wird laut Statista im Jahr 2022 bei voraussichtlich 8,3 kg liegen. Als absoluter europäischer Spitzenreiter haben die Luxemburger Finnland mit über 11 kg abgelöst. Deutschland liegt im oberen Mittelfeld mit 5,4 kg im Jahr 2021.
Kaffee erhält man in Finnland preisgünstig an jeder Ecke, sogar beim Einkaufen im Supermarkt gibt es eine Kaffeestation, an denen die KundInnen sich gegen kleines Geld bedienen dürfen.
Im Fachhandel gibt es eine breite Auswahl an unterschiedlichen Kaffeemaschinen, große, kleine, mit Mahlwerk oder ohne, nur Kaffeevollautomaten habe ich eher selten gesehen.
Der finnische Kaffee wird stärker als in Deutschland zubereitet, da bleibt der Löffel in der Tasse stehen, wenn man es nicht gewohnt ist! Meinen ersten Eindruck zum ersten finnischen Kaffee kannst du hier nachlesen. Zum Kaffee gibt es Hefegebäck oder Zimtschnecken. Es gibt jedoch auch einen speziellen Käse ( Juustoleipä ), der in Würfel geschnitten in den Kaffee getunkt wird. Das werde ich noch ausprobieren, der Käse liegt schon im Kühlschrank.
Viele (oder alle?) Arbeitgeber in Finnland stellen kostenlosen Kaffee für die Mitarbeitenden bereit. Finnische KollegInnen waren entsetzt als sie sich in Deutschland Kaffee auf der Arbeit zapfen wollten und dafür bezahlen mussten.
Etwas ganz besonderes ist der Pannukavhi, übersetzt der Kannenkaffee. Ich würde ihn ja eher Feuerkaffee nennen. Aus diesem Artikel weißt du bereits, dass die Finnen sehr naturverbunden sind und gerne und oft wandern oder sogar in der Wildnis campen gehen. Da darf natürlich der Kaffee nicht fehlen, der frisch in der Wildnis auf dem Gaskocher oder dem Feuer zubereitet wird. Einen eigenen Artikel zum Pannukavhi wird in ein paar Tagen hier zu finden sein, also schau doch am besten bald nochmal vorbei.
