Das Glück liegt in Finnland, weshalb sind die Finnen die glücklichste Nation der Welt?
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ToggleWas fällt dir zu Finnland als erstes ein? Vielleicht, dass die Finnen zum 5. Mal hintereinander im World Happiness Report zum glücklichsten Volk der Welt gekürt wurden? Oder noch der alte Mythos, dass die Selbstmordrate in Finnland überdurchschnittlich hoch ist? Dies ist nämlich nicht mehr so, denn die Regierung hat, durch Gesundheitsprogramme und Aufklärungsarbeit, diese Rate mehr als halbieren können. Was ist nun das Geheimnis dieser glücklichen Menschen?
Während meines dreimonatigen Sabbaticals versuche ich, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Wie leben die Finnen, wie lebt es sich als Deutsche in Finnland? Wie verbringt man in Finnland seine Freizeit, was macht das Leben hier so besonders, so glücklich? Weshalb dieses Geheimnis gerade für mich sehr wichtig zu verstehen ist, erfährst du übrigens in diesem Artikel.
Die Lebensmittel in Finnland sind teuer, das Land liegt in der kalt gemäßigten Klimazone und die Winter sind lang, hart und extrem kalt. Im Winter wird es manchmal gar nicht richtig hell, dabei ist Tageslicht für das Gemüt doch so wichtig. Es sind extreme Bedingungen, die auf den ersten Blick nicht zum Glücksbarometer beitragen mögen.
In meiner kurzen Zeit vor Ort in Finnland, sind mir schon einige Unterschiede aufgefallen, ob sie nun zum besonderen Glück der Finnen beitragen, kann ich nicht beurteilen. Jedoch gibt es Dinge, die mir überdurchschnittlich oft auffallen, besonders wenn ich Finnland im Kopf mit Deutschland vergleiche.
Kriminalität und Sicherheit
Finnland ist ein äußerst sicheres Land mit sehr niedriger Kriminalität. Mir sind des Öfteren beim Stadtbummel an einen Zaun gesteckte oder sonst wo positionierte Schals oder Handschuhe aufgefallen. Irgendjemand muss diese Sachen verloren haben, falls der Suchende an den Ort zurückkehrt, werden die Sachen dort einfach auffällig drapiert. Gut, so was habe ich in Deutschland auch schon gesehen.
Vertrauen in die Regierung
Die Finnen haben ein hohes Vertrauen in die gewählte Regierung. Wird vom Staat etwas beschlossen, trägt die Mehrheit der Finnen, diese Beschlüsse mit. Ich kann nicht sagen, ob die Regierung gut und transparent kommuniziert oder ob die Bevölkerung sich einfach selbst gut informiert. Beim Thema Corona oder beim Thema Nato-Beitritt, es wird debattiert, die Möglichkeiten werden transparent abgewogen und die Entscheidung wird von der Mehrheit getragen. Liegt es an der jungen und frischen Regierung mit ihrem hohen Frauenanteil? Geht es dort weniger um Macht, Eigeninteressen und Lobbyismus? Ich weiß es nicht.
Der Staat kümmert sich
Für jedes Neugeborene, gibt es in den ersten Tagen nach der Geburt, eine Baby Box von der Regierung geschenkt. In ihr ist ein ganzes Starterpaket an Dingen, die die frischen Eltern und das Baby gut gebrauchen können.
Selbst die Verpackung der Baby Box kann als Babybettchen dienen, Decke etc. ist alles selbstverständlich mit dabei. Es ist eine besondere Form der Wertschätzung den jungen Eltern gegenüber.
Dies setzt sich fort, denn in Finnland erhält jedes Schulkind ein warmes Mittagessen. Die Betreuungsangebote sind hervorragend und die Kitagebühren niedrig.
Lebenslanges Lernen
Die Finnen sind wirklich gut informiert, sprechen größtenteils alle fließend Englisch und besuchen regelmäßig Weiterbildungskurse.
Bildung wird in Finnland großgeschrieben, so investiert der Staat viel Geld in Schulen und andere Lernorte wie Volkshochschulen und Bibliotheken. Jede Stadtbibliothek ist zentraler Anlaufpunkt, die Oodi Bibliothek in Helsinki trägt nicht einfach so den Namen Ode.
Es ist eine Ode an die Menschen, die in die Bibliothek gehen können, um zu nähen oder einen der zahlreichen 3 D-Drucker zu benutzen. Zum Ausprobieren aber auch für die Chancengleichheit, werden hier Dinge ermöglicht, die sich manche Menschen nicht leisten könnten.
Natur und Jedermannsrecht
Finnland steht für Natur pur. Über 80% des Landes sind von Wald bedeckt, es gibt tausende Seen. Das Jedermannsrecht besagt, dass die Natur und alles was in ihr zu finden ist, jedem frei zusteht.
Es gibt natürlich dazu auch geschriebene und ungeschrieben Regeln, z.B. kannst du nicht einfach in Nachbars Garten laufen und dort dein Zelt aufschlagen oder einfach mal einen Elch jagen gehen.
Dennoch machen die Finnen vom Jedermannsrecht oft Gebrauch, in dem sie fast jede freie Minute draußen in der Natur verbringen. Am Wochenende geht es für die meisten Finnen ins Mökki, einem typischen Ferienhaus aus Holz oftmals ohne Annehmlichkeiten wie Strom, Heizung, etc.
Meinen Sommerurlaub habe ich in so einem echt typisch finnischen Mökki verbracht, hier kannst du meinen Erfahrungsbericht nachlesen.
Nicht nur am Wochenende sondern auch Werktags sehe ich oft Autos, die auf dem Dachträger ein Mountainbike festgezurrt haben.
Nach der Arbeit geht es also raus in die Natur zum biken, fischen,jagen, wandern, campen, Pilze oder Beeren sammeln oder einfach einen gemütlichen Kaffee über dem feuer gemacht trinken und dabei genießen.
Sisu
Sisu ist für Nicht-Finnen schwer zu beschreiben, es ist ein Wort und gleichzeitig finnisches Lebensgefühl verbunden mit Nationalstolz.
Die Finnen sind stolz, Finnen zu sein. Obwohl gerade weil die Bedingungen in Finnland extrem sein können. Der Nationalstolz wird übrigens mit dem hissen der Flagge ausgedrückt, Tage an denen die Nationalflagge weht gibt es einige, wenn ich recht überlege, ist mir noch an keinem Tag aufgefallen, dass die Flagge nicht weht.
Sisu und damit gleichzeitig finnischer Herkunft zu sein steht für Mut, Tapferkeit, Entschlossenheit und ist einfach eine Urmotivation, ein Leitspruch, ein Lebensgefühl. Davon kann man sich sehr schnell anstecken lassen, ich habe großen Respekt vor diesem Stolz.
Fazit
Natürlich ist Finnland nicht das Paradies, hier gibt es wie woanders auf der Welt auch Dummköpfe, die die Regeln brechen und Müll auf den Straßen. Nach außen wirken die Finnen aber nicht so mürrisch, wie ich immer dachte. Jeder macht hier halt erst mal sein eigenes Ding, man grüßt sich sehr selten beim Vorbeigehen aber wenn jemand offenkundig Hilfe benötigt kommen die Finnen auf einen zu und helfen.
Ich bin auf die Erfahrungen, die noch kommen werden, gespannt und hoffe dir einen kleinen und authentischen Einblick gegeben zu haben. Hast du Fragen oder Anmerkungen, dann schreibe gerne einen Kommentar. Gerne auch zu Punkten oder Themen, auf die ich näher eingehen oder näher untersuchen sollte.
Hallo Nadine,
so etwas wie Sisu habe ich in Namibia kennen gelernt. Dort heißt es Ubuntu. Alles Gute weiterhin auf deine innere Reise. Auf dass das Glück der Finnen auch zu dir kommen mag. Inga
Super geschrieben.
Bin stolz auf dich…
Bitte weiter so 👍🏼
Dankeschön, mein treuester Leser. Grüße in die Heimat 😘