Wenn du in Finnland Urlaub machen willst und vor der Entscheidung stehst, ob du dein Fahrrad mitnehmen sollst oder nicht, ist dieser Artikel hilfreich für dich. Soll das Gravelbike mit oder lieber das Rennrad oder Mountainbike? Ist Finnland ein fahrradfreundliches Land? Im Vorfeld wusste ich darüber nichts, habe aber trotzdem mein eigenes Fahrrad mitgenommen. Meine Tipps habe ich hier für dich zusammengefasst.
Tipps für die Anreise mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki findest du in diesem Artikel.
Reisezeit
Die beste Reisezeit, um Finnland bei gutem Wetter zu erleben, ist Mai-Juli. Besondere Momente liefert der Juni mit Mittsommer bzw. die Sommersonnenwende, um den 20. Juni herum.
In Finnland wird gesellig gefeiert, es werden in den Städten große Juhannusfeste gefeiert und Feuer entzündet.
Diese weißen Nächte mitzuerleben ist was ganz besonderes und wenn du Radtouren, bis spät in den Abend oder die Nacht hinein machen möchtest, kein Problem, denn in dieser Zeit geht die Sonne nicht ganz unter und du erlebst tolle Stimmungen und Farbspektakel am Himmel.
Für Autofahrende gilt von Ende Dezember bis Ende Februar eine Winterreifenpflicht. Dies lässt für Radfahrende nichts Gutes erahnen.
Obwohl die Winterreifenpflicht nur bis Ende Februar gilt, fahren sogar im Mai noch viele Autos mit Spikes durchs Land.
Ebenfalls im Mai war es bis ca. Mitte des Monats so, dass an den Straßenrändern und auf den Rad- und Fußwegen noch eine dicke Schicht Splitt lag.
Ein paar Wochen später war der Splitt dann zum Glück weg und es ging Richtung Frühling und Sommer von den Temperaturen her. Bis zum April hin solltest du also auf jeden Fall mit Schnee rechnen.
Straßen und Infrastruktur
Finnlands Straßen sind größtenteils in einem sehr guten Zustand. Natürlich leidet der Asphalt durch den strengen Winter, die Räumfahrzeuge und die Spikes, darauf solltest du immer aufpassen.
Große Löcher können vereinzelt urplötzlich auftauchen. Je nachdem wo du dich befindest, ob in einer Stadt oder weit draußen auf dem Land, gibt es Radwege, die vorbildlich ausgebaut und ausgeschildert sind.
In den Städten ist es oftmals so, dass eine Seite des Bürgersteigs für Fußgänger und Radfahrer in beide Richtungen freigegeben ist.
Achte immer auf die blauen Schilder, die den geteilten Fuß- und Radweg anzeigen. Es ist also nicht wie in Deutschland, dass Radfahrende stets auf der rechten Seite zu fahren haben.
Diese Regelung ist ziemlich entspannt, da in den Städten viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind, herrscht allgemein große Rücksichtnahme. Es gilt die Empfehlung einen Helm zu tragen, eine Helmpflicht für Radfahrende gibt es in Finnland nicht.
Manche der zahlreichen Nationalparks in Finnland bieten ausgewiesene Mountainbike Strecken, wobei mir schon Biker auf einer schmalen Holzplanke mitten im Moor schiebend entgegenkamen, die nicht ganz so glücklich aussahen.
Zu den Mountainbikestrecken kann ich persönlich wenig sagen, ein bisschen gravel hat es auf meinen Touren immer mal gegeben oder Passagen durch den Wald, ansonsten bin ich asphaltierte Wege gefahren.
Sprache
Ich würde immer empfehlen einige Vokabeln in Landessprache zu können, egal in welchem Land du dich befindest.
Finnisch ist eine schwierige Sprache und unserer deutschen Sprache fremd. Einzig positiv ist, dass alle Buchstaben ausgesprochen werden, du lässt also nichts weg. Vokabeln für „Hallo, Danke, Ja, Nein“, kannst du dir bestimmt gut merken.
Mir ergeht es oft so, dass nach der finnischen Begrüßung mit mir auf finnisch weiter geredet wird und ich erst mal sprachlos da stehe, weil ich nicht ein einziges Wort verstehe.
Ein kurzes „Sorry, do you speak english?“ und die allermeisten Finnen werden ohne Probleme ins Englische switchen. Da im TV englischsprachige Filme und Serien nicht synchronisiert werden und oft nur einen finnischen Untertitel anzeigen, können die meisten Finnen sehr gutes Englisch.
Falls es dann mal mit Englisch und Händen und Füßen doch noch zu Verständigungsproblemen kommt, empfehle ich dir den Google Übersetzer, den du als App bequem auf den Smartphone laden kannst.
Er beinhaltet die tolle Funktion, dass du Texte z.B. wenn du irgendwo einen Aushang verstehen willst, per Smartphonekamera in Echtzeit übersetzen lassen kannst.
Sicherheit
Finnland gilt als sehr sicheres Land. Die allgemeine Vorsicht solltest du schon an den Tag legen aber es gibt keine bestimmten Warnungen.
In den dunklen Wintermonaten ist es Pflicht, Reflektoren zu tragen, dies gilt auch für Fußgänger und wird in Finnland als „die günstigste Lebensversicherung“ bezeichnet.
Achte also auf ausreichende Beleuchtung, wenn du in den dunklen Monaten unterwegs sein willst.
Einkaufen und Verpflegung
Bargeld solltest du nur für den Notfall dabei haben, in Finnland ist die elektronische Zahlung per Karte oder Smartphone üblich.
In den großen Zentren findet man alles, was man zum Leben benötigt auch einige Sportläden wie Stadium, XXL Outdoor & Sports, Budgetsport und Intersport. Radfachgeschäfte und Fahrradwerkstätten kannst du am besten über Google Maps finden.
Die Lebensmittel sind in Finnland teurer als in Deutschland. Es gibt eine überschaubare Anzahl an Supermarktketten (K-Market, S-Market, Prisma, Lidl).
Prisma ist ein großer Vollsortimenter, Lidl wirst du aus Deutschland kennen und zählt zu den günstigsten. Daneben hast du noch die Möglichkeit, dich in der Natur zu bedienen, dazu kommen wir gleich noch.
An frisches Trinkwasser wirst du sehr einfach kommen, wenn du weit draußen in der Natur bist, kannst du aus einem Bach oder Fluss trinken, ich würde es jedoch nicht empfehlen.
Finnlands Gewässer gelten als überaus rein, jedoch kannst du nicht wissen, ob 20 Meter flussaufwärts ein verendetes Tier im Wasser liegt. Ich persönlich würde das Risiko nicht eingehen und lieber in einen Wasserfilter* investieren.
Damit kannst du sogar Wasser aus dreckigen Pfützen filtern und trinken. Mikroplastik und Schwermetalle werden ebenso rausgefiltert.
Jedermannsrecht
In Finnland gilt das Jedermannsrecht. „Die Jedermannsrechte geben allen Personen das Recht, sich frei in der Natur zu bewegen, unabhängig davon, wer das Land besitzt oder wer darüber verfügt.
Es muß keine Erlaubnis des Besitzers eingeholt werden noch dafür bezahlt werden, um die Natur innerhalb des durch die Jedermannsrechte gegebenen Rahmens nutzen zu dürfen.“ Weitere Informationen zur genauen Ausgestaltung findest du hier.
Du hast die Möglichkeit Pilze und Beeren zu sammeln, mit einer einfachen Angel ohne Rolle zu fischen und in der Natur zu campen.
Finnland ist ein sehr outdooraffines Land und bietet für Reisende mit Schlafsack und Zelt oder Biwaksack, Shelter in verschiedenen Arten und Größen sowie frei zugängliche Feuerstellen.
Tiere
In Finnland kann es große und gefährliche Tiere geben. Das gefährlichste Tier für Autofahrer wird sehr wahrscheinlich der Elch sein. Schilder warnen am Straßenrand, wenn es an dieser Stelle statisch häufiger Kollisionen mit Elchen gegeben hat.
Mir ist es beim Radfahren nur einmal passiert, dass ein Reh ca. 5 Meter vor mir aus dem Gebüsch in meinen Weg gesprungen ist. Der Schreck war auf beiden Seiten groß, dann machte sich das Reh in Windeseile aber wieder in Richtung Wald.
In Finnland gibt es sonst noch Luchse, Wölfe, Vielfraße, Rentiere und Bären, um nur mal die Größten zu nennen. Wildtiere haben im Allgemeinen erst mal scheu vor dem Menschen, du solltest sie allerdings nicht zu dir einladen, wenn du in der Wildnis zeltest, indem du Essensreste herumliegen lässt.
Mücken werden in den wärmeren Monaten zur echten Plage und Geduldsprobe, daher solltest du dich frühzeitig um Schutzmaßnahmen kümmern. Kleidung, Spray, Moskitonetze, Duftkerzen, etc. werden im Handel angeboten.
Vor meiner Anreise habe ich alle gängigen Impfungen überprüfen lassen und mich gegen FSME, im Volksmund einfach gesagt gegen Zecken impfen lassen.
Beim der Suche nach Pilzen oder Beeren ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du dir eine Zecke einfängst. Ein Zeckenset* solltest du deswegen bei dir haben und dich abends nach Zecken absuchen. Die Impfung gegen FSME wird in den meisten Fällen von der Krankenkasse bezahlt.
Routenplanung
Für meine Tourenplanung nutze ich komoot. Hier kannst du bereits existierende Strecken verwenden oder eine eigene Strecke planen und diese auf dein Smartphone herunterladen, um sie offline zu nutzen.
Achte dabei auf die Untergründe, besonders wenn du mit dem Rennrad unterwegs bist, denn manche Passagen können über spitzen gravel führen.
Google Maps kann auch ein guter Begleiter sein, einen Fahrradcomputer wie z.B. von Wahoo* habe ich noch nicht ausprobiert.
Die Netzabdeckung ist in Finnland vorbildlich und dank EU-Roaming zahlst du wahrscheinlich für deinen Handyvertrag genauso viel wie in der Heimat.
Ich habe mich mit Reiseführern* auf Finnland vorbereitet und die Touren online geplant.
Bei einer größeren Rundreise würde ich eine große Karte empfehlen und spezielle Literatur* zur Vorbereitung.
Dann kann deinem Abenteuer nichts mehr im Wege stehen.