Einfach wandern - Meine Grundausrüstung für kleine Tagestouren
Wandern und der Aufenthalt in der Natur machen glücklich. Nicht umsonst hört man überall von Waldbaden gegen Stress und die Hektik im Alltag. Also Zeit mal raus zu gehen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Alle Infos zur richtigen Wanderausrüstung für leichte und mittlere Wandertouren in Skandinavien, in meinem Fall Finnland, habe ich hier für dich zusammen gefasst. Was muss unbedingt in deinen Trekkingrucksack, was kann zu Hause bleiben? Benötigst du überhaupt einen Trekkingrucksack? All das erfährst du in diesem Artikel.
Vorab
Inhaltsverzeichnis
ToggleFinnland ist ein sehr outdooraffines Land und bietet für Reisende mit Schlafsack und Zelt oder Biwacksack, kostenlose Shelter, Schutzhütten u.ä. in verschiedenen Arten und Größen sowie frei zugängliche Feuerstellen.
Dies trifft auf Dänemark und Schweden ebenfalls zu. Die Feuerstellen und Hütten sind (teilweise) im Internet verzeichnet, ebenso wie Wanderrouten, sogenannte Nature Trails.
Bereits erstellte also vorgefertigte Touren sind zusätzlich z.B. über die Internetseite komoot zu finden oder können dort selbst geplant werden.
Die Umgebung in der Natur macht uns theoretisch schon automatisch glücklich, denn das ist tief in uns verankert. Wir Menschen sind biophil.
Die Natur trägt maßgeblich positiv zu unserem befinden bei, aus ihr kommen wir. Natur bedeutet für uns leben, genauso wie laufen und Bewegung. Kommt dazu noch die Bewegung an der frischen Luft, am besten im Wald, trägt dies zum Stressabbau bei.
Waldbaden ist eine neue Form des Waldspaziergangs, den man mit allen Sinnen erlebt.
Was ist wandern und wo ist der Unterschied zum Spazierengehen?
Grob gesagt gehst du wandern sobald du Anstiege auf deiner Strecke bewältigen musst. Hierbei werden Sehen, Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem anders beansprucht als beim Geradeausgehen.
Bei Touren von mehr als einer Stunde, die vorher geplant wurden und für die du Equipment benötigst und dabei hast, bist du im offiziellen Sinne, wandernd unterwegs.
Als ich mich an die Recherche zum Thema „Glücklich durch Natur“ machte, vielen mir wieder die barrierefreien Wege in den finnischen Nationalparks ein. Man fragt sich vielleicht im ersten Moment, was soll ein Rollstuhlfahrer im Wald, was hat er von einer barrierefreien Strecke, von ein paar Metern?
Neben der Inklusion, ist es der Aspekt, den Menschen Zugang zu ermöglichen, da der Aufenthalt uns im Wald erwiesenermaßen glücklich macht, Stresshormone abbaut, den Blutdruck senken kann und teilweise sogar zur schnelleren Genesung beitragen kann.
Aufgrund des sportlicheren Aspekts beim Wandern, solltest du dir über passende Kleidung und Ausrüstung vorab Gedanken machen, während ein Waldspaziergang keine weitere Vorbereitung benötigt außer vielleicht das Mitführen von Proviant und Wasser.
Meine Wanderausrüstung habe ich mir nicht extra für Finnland zusammengestellt. Mit diesem Equipment war ich bereits auf den Kanaren wandern.
Meine Ausrüstung hat sich also schon bestens bewährt und ich habe immer mal wieder Kleinigkeiten, dir mir fehlten oder mich störten, ergänzt bzw. ersetzt.
Sich eine komplette Ausrüstung zusammenzustellen kann schnell teuer werden. Ich persönlich schaue immer mal wieder was bei Ebay Kleinanzeigen angeboten wird oder halte Ausschau nach Angeboten, besonders außerhalb der Saison.
Es kann sich lohnen, Preise erst mal zu beobachten und nicht sofort zu kaufen. Ebenfalls habe ich es so gemacht, dass ich mir günstigere Ausrüstung zugelegt habe, um für mich zu testen, ob wandern überhaupt etwas für mich ist.
Nicht mehr benötigte oder durch hochwertigere Ausrüstung ersetzte Dinge, verkaufte ich einfach wieder.
Schuhe
Da du beim Wandern sozusagen über Stock und über Stein gehst, bergauf und bergab, ist ein gutes Paar Schuhe die Grundlage, für eine gute Wanderung.
Im Alltag bin ich großer Fan von Barfußschuhen. Es gibt spezielle Trekking- oder Wanderbarfußschuhe, die ich allerdings noch nicht getestet habe.
Zum Wandern trage ich Schuhe mit einer dickeren Sohle, knöchelhoch mit einer stabilen Kappe vorne, die die Zehen schützt.
Auf diese Kappe würde ich immer wieder achten, bei der Auswahl neuer Schuhe. Auf unebenen Wegen passiert es schnell mal, dass du mit der Fußspitze gegen einen Felsen oder Stein stößt.
Natürlich sollten die Schuhe wasserfest sein, das Goretex-Logo ist dafür immer eine zuverlässige Kennzeichnung.
In großen Outdoorläden ist oftmals ein Parcours mit unterschiedlichen Untergründen aufgebaut, um Schuhe in allen möglichen Situationen wie bergauf/bergab gut testen zu können.
Schlecht sitzende Schuhe können dir den ganzen Tag verderben und wunde und geschwollene Füße umso mehr, deshalb solltest du die Schuhe sorgfältig auswählen.
Socken und Hose
Ich hatte immer mal Probleme mit scheuernden Socken. Nachdem ich beim Wandern nur noch Socken aus Merinowolle* trage, ist das weitaus besser geworden.
In einer Jeans würde ich nicht wandern gehen sondern greife hier eher zu einer widerstandsfähigen Trekkinghose. Ob die Hose besonders belüftet werden soll oder abtrennbare Beine bieten soll, kommt auf das Wandergebiet und deine persönlichen Vorlieben an.
Ich trage beim Wandern eine Hose der skandinavischen Firma Fjällräven*. Ich habe sie schon mehrere Jahre im Einsatz und bin mit ihrer Qualität äußerst zufrieden.
Wichtig ist, dass Hose und Socken gut sitzen und nichts scheuert. Der Vorteil der von mir empfohlenen Trekkinghose von Fjällräven ist, dass sie obenrum „curved“ geschnitten ist. Die Passform gefällt mir deshalb besonders gut, sie sitzt super.
Restliche Kleidung
Hier gilt das Zwiebelprinzip. Ich achte darauf beim Wandern am Körper keine Baumwolle zu tragen, anders als im Alltag.
Funktionskleidung aus Kunstfasern transportiert Feuchtigkeit weg vom Körper, deshalb ist sie bei sportlichen Aktivitäten nicht mehr wegzudenken.
Darüber brauchst, je nach Wetterlage, eine Schicht, die dich warm hält z.b. eine leichte Fleecejacke.
Leichte Regenkleidung bestehend aus Jacke und Regenhose zum Drüberziehen solltest du immer dabei haben.
Rucksack
Hier kommt es darauf an, was du alles mitnehmen möchtest. Bei leichten und mittleren Tagestouren benötigst du weniger Platz im Rucksack als wenn du Isomatte, Zelt und ggf. Kochutensilien mitnehmen willst.
Rucksackgrößen werden oft in Liter angegeben. Schau dir verschiedene Größen einfach mal an und überlege dir, was du unbedingt mitnehmen möchtest.
Das Gepäck zu reduzieren klappt eigentlich immer ganz gut, denn das ist alles Gewicht, welches du mit dir herumtragen wirst. Sehr gute Erklärungen bietet der Youtube Kanal „Trittsicher“.
Verpflegung
Auf einfachen Tagestouren benötigst du primär genügend Wasser in deiner Ausrüstung. Aber Nahrung, um dem Körper und den Muskeln neue Kraft zu geben, sollte nicht fehlen.
Anfangs wurde die Trinkblase* von mir verspottet, nun liebe ich sie. Die mit Wasser gefüllte Blase wird im Rucksack verstaut und ein Trinkstück wird aus dem Rucksack heraus über einen Schlauch entlanggeführt.
So kann ich trinken, ohne stehenbleiben zu müssen, um den Rucksack abzusetzen. Total praktisch und eine absolute Empfehlung von mir.
Genügend Wasser zu trinken ist das Wichtigste, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Gerade wenn du beim Wandern schwitzt und dadurch viel Flüssigkeit verlierst.
Wasser aus Flüssen und Bächen würde ich niemals ungefiltert trinken, egal wie gut die Wasserqualität auch sein mag.
Abhilfe kann hier ein Wasserfilter* schaffen, so kannst du das Wasser direkt vor Ort filtern und trinken ohne warten zu müssen und schleppst keine schwere Wasserblase oder Trinkflaschen mit dir herum.
Ich habe für kurze Pausen immer noch ein kleines Sitzkissen* mit.
Riegel oder gerne auch eine Trinkmahlzeit, geben mir bei aufkommender Schwäche, schnell wieder Kraft.
Solch eine Trinkmahlzeit bietet komprimiert in einem kleinen Shake* alles, was du für den Tag benötigst. Also Proteine, Ballaststoffe, Vitamine und vieles mehr!
Manchmal ist es schier unheimlich zu fühlen, wie der Körper aus der gerade zu mir genommenen Nahrung neue Energie zieht.
Hier setze ich auf Wanderungen gerne auf Riegel* und Shakes. Der Vorteil an Riegeln ist, dass sie extrem viel Kraft geben und ein unschlagbares Packmaß besitzen. So ein kleiner Riegel passt immer mit. Und sie schmecken einfach extrem lecker!
Der Kaffeepause mit frischem Kaffee über dem Feuer zubereitet, habe ich einen eigenen Artikel gewidmet.
Eine Kaffeepause baue ich auf meinen Touren gerne an ganz besonders schönen Orten ein. Hier geht es nicht um Nahrung und Verpflegung sondern rein um das Genießen.
Ein Feuerstahl* habe ich deshalb auch immer mit. Der ist klein und leicht und funktioniert auch im nassen Zustand. Absoluter Geheimtipp: Birkenrinde lässt sich auch im nassen Zustand einfach und schnell anzünden.
Hygiene und Toilettengang
Besonders der Toilettengang war für mich anfangs ein belastendes Thema und ich habe, um zu vermeiden mal „zu müssen“, wenig Wasser zu mir genommen.
Das geht natürlich gar nicht! Über den Kajaksport bin ich zu einem Tool bzw. Gadget gekommen, welches für mich alles verändert hat und das Problem gelöst hat.
Es gibt Situationen, in denen man sich nicht einfach mit blankem Hintern ins Gebüsch hocken kann, um sich zu erleichtern. Es gibt nämlich Urinierhilfen* für Frauen. Das habe ich vorher nicht gewusst und hat meinen Horizont echt erweitert, ein echter Gamechanger.
So ist es nämlich möglich, ziemlich diskret im Stehen zu urinieren. Eine Art Trichter macht das möglich. Von mir eine absolute Empfehlung, Frauen da draußen, habt ruhig den Mut das auszuprobieren anstatt euren blanken Hintern von Mücken im Wald (Skandinavien!!) zerstechen zu lassen. Gegen die Unsicherheit hilft es, unter der Dusche zu üben.
Neben meiner Urinella habe ich auf langen Wanderungen noch ein Stück Naturseife mit dabei. Die Seifen stelle ich selber her, sie sind handgesiedet im Kaltverfahren und ist garantiert frei von schädlichen Substanzen und biologisch abbaubar.
Die Seife wird mit etwas Wasser aufgeschäumt und lässt sich gut transportieren und aufbewahren, da nichts auslaufen kann. Die Herstellung der Seife, sowie Salbe, Creme und Shampoo, zeige ich in meinem Onlinekurs zusammen mit meiner Partnerin und Kursdozentin Ilse, die diplomierte Chemikerin ist und daher ganz genau weiß, was in die Produkte muss und welche schädlichen und sogar potenziell krebserregende Inhaltsstoffe weggelassen werden können.
Navigation und Strom
Oftmals sind Wanderstrecken mit farblichen Symbolen gekennzeichnet. Alle paar Meter zeigt dir das Symbol, wo es lang geht und das du noch auf dem richtigen Weg bist.
Es kann aber mal passieren, dass Symbole fehlen. Daher empfehle ich unbedingt mit gesundem Menschenverstand in die Natur zu gehen und sich stets selber zu orientieren.
Ein Foto von der Strecke auf dem Smartphone kann dabei schon helfen, sich per Smartphone, Smartwatch oder GPS navigieren zu lassen umso mehr.
Daneben gibt es noch Wanderkarten oder einzelne Tourenkarten, die z.b. in der Touristeninfo ausliegen.
Zur Stromversorgung habe ich stets eine Powerbank* mit, die mit kleinen Solarpanelen aufgeladen bzw. unterstützt werden kann. Je teurer das Gerät desto besser die Solarfunktion.
Eine Powerbank ist für mich ultimativ wichtig, ist es doch meine Horrorvorstellung Hilfe zu benötigen und vor einem leeren Handyakku zu stehen.
Wichtig ist es, einfach mal zu starten und sich nicht vor lauter Materialschlacht demotivieren zu lassen. Vielleicht klingen meine Ausrüstungsgegenstände auf den ersten Blick sehr viel. Starte einfach mit einer kleinen Strecke und schaue, wie du dich dabei fühlst.
Nach und nach kannst du dir dein Equipment zusammenstellen. Geh raus und hab Spaß in der Natur auf diesem wunderschönen und einmaligem Planeten, so lange wir ihn noch haben.