Wandern in finnischen Nationalparks

Finnland besteht überwiegend aus bewaldetem Gebiet. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick langweilig aber Wald ist nicht gleich Wald und da Finnland viel Wald zu bieten hat, gibt es auch eine große Vielfalt an Waldarten, Naturschutzgebieten und Nationalparks.
Im ganzen Land gibt es Wanderwege sogenannte Natur Lehrpfade mit Infotafeln meist auf Finnisch, oft zusätzlich mit englischen Erklärungen. Darüber hinaus gibt es in Finnland 41 Nationalparks. Diese Nationalparks haben in ersten Linie die Aufgabe, die Natur zu schützen, die Artenvielfalt zu sichern und den Menschen Zugang in die Natur zu ermöglichen, um Ruhe und Entspannung zu finden.

Falls du dich fragst, ob so ein Nationalpark Eintritt verlangt ist die Antwort, nein natürlich nicht. In Finnland gilt das Jedermannsrecht, die Natur steht jedem zur freien Verfügung, es sie denn es ist ein ausgewiesenes Schutzgebiet.

Feuerstelle am See
Holzbohlenweg
Holzbohlenweg

Ausstattung der Nationalparks

In den Nationalparks gibt es mehrere Wander- und Bikingtrails, die sich in der Tourenlänge, Schwierigkeitsgrad und Tourenart (Rundweg oder Stichstrecke) unterscheiden. Es ist vorab ganz einfach über das Internet möglich, eine passende Tour auszuwählen. Es gibt sogar Tipps, wo man passend zur jeweiligen Tour parken kann und ob man sie im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn starten sollte.

Die verschiedenen Trails sind farbig markiert und anders als bei den Natur Lehrpfaden, wo es vorkommen kann, dass ein Schild oder eine Infotafel beschädigt ist, sind die Wege wirklich gut gepflegt. Oftmals führen die Wege über Holzbohlen durch Moorgebiete oder über aus anderen Gründen schützenswerten Boden. Hier werden die Wege stets erneuert und defekte Bohlen ausgetauscht.

Darüber hinaus stellen die Nationalparks noch einiges an Services bereit. Es gibt ein Besucherzentrum, es werden geführte Touren durch den Nationalpark angeboten, Boots- Kanu- oder Kajakverleih sowie Angellizenzen, die dort erworben werden können. Natürlich gibt es Picknickplätze, Frischwasser, Feuerstellen in allen erdenklichen Formen (überdacht, freistehend, geschlossenes Häuschen) und Komposttoiletten.

Geschichte der Nationalparks

Die ersten Nationalparks wurden in Finnland im Jahre 1938 geschaffen. Zum Vergleich, der erste Nationalpark in Deutschland, der Bayerische Wald, wurde erst 1970 gegründet. Der erste Nationalpark der Welt wurde 1872 in den USA gegründet, der Yellowstone Nationalpark. Aus heutiger Sicht sollten Finnlands Nationalparks die gleichen Aufgaben haben, die sie heute noch haben. Die Natur wurde und wird als nationales Erbe gesehen, das es zu bewahren gilt auch wenn Holz ein begehrter Rohstoff war und ist.

Nach dem zweiten Weltkrieg war es von nationaler Bedeutung nicht nur die Infrastruktur im Land wieder aufzubauen und die Reparationen schnellstmöglich abzuzahlen sondern auch die Errichtung neuer Nationalparks wurde vorangetrieben. 1956 kamen zu den bestehenden Schutzgebieten 7 hinzu. Die Schutzgebiete waren damals schwer zugänglich, erst ab dem Jahr 1970 kam die Rolle der Erholungsgebiete für die Bevölkerung dazu.

1976 unterbreitete das Nationalparkkomitee der finnischen Regierung den Vorschlag, neue Nationalparks zu errichten und zwar nur in Schutzgebieten, auf staatseigenem Grund. Pfiffig, denn man mag denken „so viele können es ja dann nicht werden“, so wird auch die finnische Regierung gedacht haben und stimmte diesem Vorschlag im Parlament zu. So kamen sagenhafte 42 Schutzgebiete hinzu.

Die Nationalparks sollten über die weiteren Jahre vernetzt werden, besser zusammenarbeiten und als 1982 ein Nationalpark-Cluster entstand erhielten die Nationalparks die Aufgabe einen Managementplan zu erstellen. Hierbei orientierten sich die Parks an den US National Park Service und es wurden neben den Naturschutzzielen auch Erholungsziele aufgenommen und definiert.

Bis heute werden die Parks von Metsähallitus betrieben, dem finnischen Forstamt.

Feuerstellen

Feuerstellen gibt es im ganzen Land und sind nicht ausschließlich im Nationalpark zu finden. Das finnische Forstamt ist für die Verteilung des Feuerholznachschubs verantwortlich und bittet um Mitteilung, wenn das Holz zu Neige geht.

Ja, richtig gelesen. Feuerholz wird gestellt und das nicht nur in den Nationalparks sondern an allen öffentlichen Feuerstellen. Je nachdem wie eine Feuerstelle aufgebaut ist, findet sich ein kleiner Schuppen unweit der Feuerstelle.

Entweder ist dort schon fertiges Holz gelagert oder man hat es selbst zu zerkleinern. Passendes Werkzeug wie Säge, Bock und Axt liegt bereit. Feuermachen liegt den Finnen einfach im Blut, es ist so etwas wie ein Grundrecht.

Komposttoiletten

Die Komposttoiletten sind wie alle Infohäuschen in den Wäldern aus Holz und natürlich abschließbar. Man findet darin einen Toilettensitz auf einem großen Holzkasten und wenn man durch den Sitz nach unten schaut, wie die Reise hingehen wird, erblickt man einfach einen großen Haufen mit Komposterde.

Es riecht überhaupt nicht ekelerregend (deutsche Autobahntoilette) sondern ganz natürlich nach Erde. Neben der Toilettenbox steht eine große Kiste voller trockener Komposterde bereit mit einer Kelle und dem Hinweis, doppelt so viel Material in die Toilette zu streuen wie hereingegeben wurde.

Natürlich habe ich die Komposttoilette für euch getestet, dieser Reiseblog ist schließlich authentisch. Es war komisch, weil es etwas Neues ist und wir bzw. ich das so nicht kannte.

Der Toilettensitz ist ziemlich hoch und der Holzkasten, also die Umrandung groß und störend. Um mit nichts in Berührung zu kommen, muss man sich vorab erst mal eine spezielle Technik überlegen.

Das Prinzip, die Hinterlassenschaften als Kompost zu nutzen, leuchtet mir ein und finde ich richtig gut. Das Prinzip, alles auf der Welt als Kreislauf zu sehen (Gaia-Hypothese), finde ich nachahmenswert und ist ein toller nachhaltiger Ansatz.

Da gibt es überhaupt nichts Ekeliges sondern nur Natürliches. Mein Fazit: lieber Komposttoilette als deutsches Autobahnklo!

Komposttoilette
Es ist alles ein Kreislauf
Komposttoilette
Könnte von außen auch eine Sauna sein

Tourenplanung

Die Landschaft und die Wälder bzw. Schutzgebiete der Nationalparks sind vielfältig. Es kann schon vorkommen, dass du Kilometerlang nur hintereinander auf einer schmalen Holzplanke durchs Moor läuft. Bei Gegenverkehr wird es eng und wenn du eine Großfamilie mit langsam laufenden Kleinkindern vor dir hast, lässt der Erholungseffekt vielleicht stellenweise auch mal nach.

Die Wandertouren plane ich vorab immer über die Internetseite der Nationalparks. Planung klingt nach mehr als es ist. Habe ich mich beispielsweise über Google Maps für einen Park aufgrund seiner Lage entschieden, suche ich mir auf der Internetseite des Parks eine geeignete Route aus, denn diese werden dort mit allen Services (Feuerstelle, Picknickplatz, Zeltplatz, Toiletten) umfangreich beschrieben.

Wichtig ist, die Beschreibung gründlich weiterzulesen, obwohl man sich bereits für eine Strecke entschieden hat. Der empfohlene Parkplatz mit Adresse für das Navigationssystem wird nämlich noch angegeben sowie die Farbe des Trails und die Empfehlung der Wanderrichtung (im Uhrzeigersinn oder entgegen).

An die Barrierefreiheit und Inklusion von gehandicapten Menschen wurde auch gedacht. Viele Wege sind Rollstuhl- und Kinderwagengerecht, die Angaben sind stets im Internet zu finden. Im Kurjenrahka Nationalpark habe ich Infotafeln für blinde Menschen gesehen. Das hat mich tief beeindruckt, es wird JEDEM Menschen ermöglicht, in der Natur zu sein und Erholung zu finden.

Alles was ich für einfachere Wandertouren dabei habe, beschreibe ich in diesem Artikel.

Aufenthalt im Nationalpark

Nicht nur im Nationalpark sondern grundsätzlich in der Natur gilt eine bestimmte Etikette wie übrigens in der Sauna auch. Es gilt andere Menschen nicht in ihrer Erholung zu stören, nichts zu beschädigen und natürlich keinen Müll zu hinterlassen.

Mit diesen Infos steht einem erholsamen Ausflug in die Natur nichts mehr im Wege. Es ist wichtig, raus in die Natur zu gehen, sie ist unser Ursprung.

Es ist bewiesen, dass der regelmäßige Aufenthalt in der Natur unseren Blutdruck sowie Stresshormone sinken lässt und positive Auswirkungen auf das körperliche, mentale und soziale Wohlbefinden hat. Sogar schon bei Kindern, das hat eine Untersuchung von Walkindergärten ergeben.

Hier haben wir vielleicht wieder ein kleines Puzzleteil entdeckt, des finnischen Wohlbefindens? Eine Annährung habe ich in diesem Artikel ebenfalls schon mal versucht.

Denn die Finnen nutzen ihre Nationalparks und Wälder oft und regelmäßig. Ein Wochenend-Camping im Wald, allein oder unter Freunden ist ganz normal. Natur genießen, Stille, Erholung, einfach mal nur mit sich sein wird in Finnland gelebt.

Feuerstelle Finnland
Feuerstelle inklusive Holzlager
Etikette Finnland Nationalpark
Outdoor-Etikette

4 Gedanken zu „41 Nationalparks in Finnland“

  1. Das mit dem Feuerholz hat mich sehr beeindruckt.
    Meine (Aus-)Zeit in Namibia hat mich auch sehr geprägt. Dort zu grillen ist nicht mir dem deutschen Grillen zu vergleichen. Es ist ein richtiges Ritual und man nimmt immer Feuerholz und nie Kohle, daher dauert es bis das Holz runter grbrannt ist und erst dann kann darauf gegrillt werden. Das ganze heißt dort „Braii“.

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    • Wie interessant! Feuermachen ist mehr als Nahrungszubereitung, es ist wie du schreibst ein Ritual. Die Kraft des Feuers lernt man dann nochmal richtig schätzen.

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  2. Ich hätte gerne ein Testbild von dir und der Komposttoilette😂 das wäre mir fair…. Du kannst ja viel von authentisch erzählen wenn der Tag lang ist😉

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