Mein großes Finnland Fazit - 3 Monate Sabbatical in Finnland

Finnland
Das Sabbatical in Finnland war eine unglaublich tolle und einmalige Erfahrung

Nach 3-monatigem Sabbatical im Land der glücklichsten Menschen folgt hier nun mein großes Fazit. Weshalb sind die Finnen so glücklich? Wie war es für mich, 3 Monate in Finnland zu leben? Würde ich nochmal nach Finnland gehen? All diese Fragen beantworte ich in diesem Blogartikel.

Würde ich nochmal ein Sabbatical machen?

Ich habe das Sabbatical von Anfang an als „once in a lifetime“ Chance gesehen und weiß, wie meine Kolleginnen sich verbiegen mussten, um meine Auszeit zu kompensieren. Ich bin allen zutiefst dankbar und würde daher jedoch kein Sabbatical mehr anstreben.

Durch die gefundene einfache Lösung, in einer halben Stelle Vollzeit zu arbeiten und dadurch ein Stundenguthaben für die Abwesenheit während des Sabbaticals aufzubauen, lag das Risiko die Stunden nicht voll zubekommen durch z.B. eine längere Erkrankung, komplett auf meiner Seite. Ich bin mir sicher, man hätte in einem solchen Fall eine Einigung erzielen können, dennoch existierte dieses Risiko rückblickend betrachtet.

In Finnland habe ich erfahren, wie eine Work-Life-Balance sein kann. Wie gut es für Körper und Geist ist, Pausen zu haben, abschalten zu können und dafür genügend Zeit im Alltag zu haben. Dadurch kann ich mir nicht mehr vorstellen, bis zum Ende meines Berufslebens in Vollzeit zu arbeiten. Es wird der Punkt kommen, an dem ich bereit bin auf Geld zu verzichten, um freie Zeit zu haben.

Ich kann Bestrebungen in manchen Ländern komplett nachvollziehen, die eine 35 Stunden Woche oder 4 Tage Woche eingeführt haben oder einführen möchten. Zahlreiche Studien haben belegt, dass man in weniger Arbeitszeit die Gleiche oder sogar mehr Arbeit erledigen kann. Die Arbeit wird einfach effizienter abgearbeitet in der kürzeren Zeit.

Wie war Finnland?

Ich war vor dem Sabbatical noch nie in Finnland. Für mich stand Finnland vorher für glückliche Menschen, Mittsommer und die weißen Nächte, viel Natur und viele Seen. Ich wusste aus den Medien, dass Finnlands Regierungschefin bei ihrem Amtsantritt die jüngste Regierungschefin weltweit war und der Frauenanteil in Führungspositionen und die Geschlechtergerechtigkeit in Finnland größer sein soll. Viel mehr habe ich nicht über Finnland gewusst.

Natur

Nach meinem 3-monatigem Aufenthalt in Finnland kann ich sagen, ja, Finnland besteht hauptsächlich aus Wäldern und Seen. Die Küste vor Helsinki und Turku, meiner Wahlheimat im Südwesten Finnlands, sind geprägt von lauter kleinen Inseln, Schären genannt, die sich aus dem Wasser heben.

Der Rest von Finnland wirkt, als wäre einfach alles früher mal ein riesengroßer, dichtbewachsener Wald gewesen und als hätte der Mensch sich für seine Siedlungen und Straßen einfach kleine Stücke dieses Waldes planiert und gerodet.

Die Natur und die Wälder Finnlands sind einfach überwältigend und ich habe es geliebt dort wandern zu gehen.

Die abertausenden Seen bieten Plagegeistern wie Mücken, ideale Bedingungen, so dass die Mücken im Frühsommer zu wahren Plage werden. Diesem wirklich großen negativen Punkt stehen die durch das Jedermannsrecht frei in den Wäldern zu sammelnden Heidelbeeren, Moltebeeren und Pilze. Es kann nichts Gutes geben ohne das Böse, so sehe ich das mit Finnland und den Mücken, denn sonst wäre Finnland für mich dem Paradies sehr nahe.

Menschen

Ich habe schon gehört, dass die Finnen kühl und reserviert wirken können. Ich lebe in einer Stadt, in der sich alle Menschen freundlich grüßen egal, ob man sich persönlich kennt oder nicht. Daher war es anfangs für mich in Finnland sehr ungewohnt, sich plötzlich nicht mehr zu grüßen. Es ist dort üblich, sich nicht zu begrüßen, sogar ein Augenkontakt findet häufig nicht statt.

Sogar Nachbarn, die im selben Haus leben und einem im Treppenhaus begegnen, werden nicht gegrüßt. Irgendwie war es ein anonymes Gefühl, von den entgegnen kommenden Menschen nicht beachtet zu werden. Nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt und musste mich in Deutschland erst wieder umstellen.

Auch wenn die Finnen am Anfang meistens kühl und reserviert wirken, sind es ganz liebe Menschen. Sie meinen es nicht böse, sondern ganz im Gegenteil, sie halten sich höflich zurück, wollen nicht zu viel Platz einnehmen.

Natürlich gab es auch Situationen, in denen wir ortskundige Hilfe benötigten und wir mussten die Menschen nicht mal ansprechen und um Hilfe bitten, sondern uns wurde schon angesehen, dass wir Hilfe benötigen und uns wurde weitergeholfen.

Wie überall auf der Welt gab es durchaus auch in Finnland laute und rücksichtslose Menschen, in einem Land der rücksichtsvollsten Menschen überhaupt. Generell scheinen laute Motoren in Form von getunten Autos oder Motorrädern bei den Finnen sehr beliebt zu sein. Gerade die Jugendlichen scheinen alles, was laut und motorisiert ist, zu lieben.

Würde ich nochmal nach Finnland reisen?

Die Welt ist so unendlich groß und es gibt noch so viele schöne Orte auf dieser Welt, so dass ich glaube, ich würde nicht nochmal nach Finnland reisen. Durch Finnland bin ich zum Skandinavien-Fan geworden, aber die wenigen Urlaubstage sind mir schlicht und einfach zu schade, um dieselben Orte nochmal zu bereisen.

Aber sage niemals nie und Finnland hat noch Orte, an denen ich noch nicht war. Polarlichter in Lappland zu sehen, wäre für mich ein guter Grund, nochmal nach Finnland zu reisen. In die Region um Turku, das Schärenmeer und den Südwesten würde ich zum derzeitigen Stand, nicht nochmal reisen. Eher steht für mich Norwegen sehr weit oben auf meinem Urlaubswunschzettel.

Ich genieße es jedenfalls sehr, wieder zurück in Deutschland zu sein. Eine Auswanderung könnte ich mir momentan nicht vorstellen. Nicht nur wegen der extremen Bedingungen in Finnland während des Winters. Obwohl ich in Finnland nie Sprachprobleme gehabt habe und mich mit englisch sehr gut zurecht gefunden habe, merke ich, wie schön und anders es ist, in meiner Muttersprache zu kommunizieren.

Hat mir das Sabbatical was gebracht?

Ja! Für mich ganz persönlich denke ich schon, dass mir meine Auszeit in Finnland sehr weitergeholfen hat. Ich habe keine Wunderheilung erlebt, das ist ganz klar.

Dennoch habe ich einige Aha-Momente gehabt und die luxuriöse Zeit erfahren dürfen, für meine geistige und körperliche Gesundheit zu sorgen. Wieder zurück im Alltag in Deutschland und zurück im Vollzeitjob kann ich sagen, dass meine Batterien voll aufgeladen sind. Es ist fast als wäre ich nie weg gewesen, mit dem Unterschied, dass ich versuche positive Dinge aus Finnland in mein Leben einzubauen.

Im Verlauf des Jahres gibt es für mich einige schwere und schmerzvolle Meilensteine wie Geburtstage, Muttertag, Weihnachten, der Todestag meiner Mutter.

Der sonnenreiche Sommer ist aus psychischer Sicht für mich nie ein großes Problem gewesen. Die kalte, dunkle Winterzeit gerade um Weihnachten rum, ist für mich persönlich eine sehr schwierige Zeit. Ein Sabbatical heilt keine Wunden, ebenso wie es die Zeit nicht tut. Sie können nur helfen, besser mit den Dingen umgehen zu können.

Sabbatcial im Alltag

Ich habe während meines Sabbaticals kosten dürfen, wie es ist, einmal alles von sich zu stoßen und dann abzuwarten, welche Themen, Dinge, Punkte wieder zu mir zurück finden.

Das war während des Sabbaticals in Finnland für mich die bisher krasseste Erfahrung. Ich habe in meinem eigenen Rhythmus gelebt, konnte mich auf mich selbst konzentrieren ohne jegliche Ablenkung von außen. Die Phase würde ich schon als sehr heilend beschreiben.

Zurück im Alltag in Deutschland ist die große Herausforderung diese gelernten und gekosteten Dinge, die mir offenkundig sehr gut getan haben, zu integrieren. Gesundes essen, viel Bewegung, viel draußen sein, die Natur genießen, Achtsamkeit, sind Punkte die es nun zu integrieren gilt.

Integrieren in einen Arbeitsalltag, der geprägt ist von 81⁄2 Stunden Arbeit und ca. 2 Stunden Fahrtweg. Neben Haus und Gartenpflege bleibt nicht mehr viel Zeit sich ausreichend um Körper und Geist zu kümmern.

Dieser Punkt wird eine enorme Herausforderung. In Finnland war ein großer Vorteil eine kleine Wohnung zu haben. Ich musste mich nur um einen kleinen Haushalt kümmern und hatte weniger Verpflichtungen als in Deutschland mit Haus und Garten. Dennoch machen mich Haus und Garten sehr glücklich, so dass ich nicht tauschen wollen würde.

Der Schwerpunkt, was mir guttut und wie ich es in den Alltag integriere ändert sich, so wird aus einem Abendspaziergang ein Gartenrundgang.

Ich werde jedenfalls auf diesem Blog weiterhin über die Punkte schreiben, die mich glücklich machen, die ich aus meiner Zeit in Finnland mitgenommen habe, die ich dort gelernt habe und wie ich sie in meinen Alltag integriere.

Vielleicht ist für dich da draußen ja die ein oder andere Inspiration dabei, ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du demnächst mal wieder vorbeischaust.

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