Steinpilze sammeln – In Finnland und Deutschland

Steinpilze
Steinpilze sind immer wieder eine ganz besondere Entdeckung

Während meines Sabbaticals in Finnland hatte ich großes Glück, Steinpilze in Finnland zu finden. Nun habe ich mich im Herbst in Deutschland auf die Suche gemacht und ziehe einen Vergleich zwischen den Wäldern und den Pilzsammlern in Finnland und Deutschland.

Sammeln seit der Kindheit

In meiner Kindheit habe ich es geliebt, im Herbst mit meinem Vater in den Wald zu gehen und Pilze zu sammeln.

Er folgte strickt der Devise, wir sammeln nur was wir kennen und wir beschränkten uns ausschließlich auf den Hallimasch.

Der Vorteil ist ganz klar, die Merkmale einer Pilzart lernst du schnell, somit ist eine eindeutige Bestimmung und das Ausschließen einer giftigen Verwechselung fast unmöglich.

Pilze kennen und bestimmen in Deutschland

Nachdem die Pilzsammeltouren mit meinem Vater Geschichte sind, habe ich vor Jahren selbstständig angefangen nach dem Hallimasch Ausschau zu halten.

Schnell entbrannte das Interesse in mir den wohl leckersten Edelpilz Deutschlands zu suchen und zu finden: den Steinpilz.

Ich las Pilzbestimmungsbücher* und schaute Videos auf Youtube (z.B. kann ich diesen Kanal empfehlen) , um den Steinpilz sicher bestimmen zu können, Verwechslungspartner zu kennen und zu erfahren, in welchen Gebieten ich nach ihm Ausschau halten muss.

Leider kenne ich nur wenige Menschen persönlich, die ebenfalls Pilze sammeln und diese Leidenschaft mit mir teilen können.

Dabei ist es doch so naheliegend, sich an den Schätzen die die Natur uns schenkt, erfreuen und bedienen zu können. Ich frage mich, wird dieses Wissen zu selten weiter gegeben. Lernen wir heute nicht mehr genug über die Natur und essbare Dinge daraus?

Waldkindergärten sind ein toller Ansatz aber was ist mit den Sekundarstufen? Umweltethik oder vergleichbare Fächer sind z.B. in skandinavischen Ländern oder Neuseeland ein eigenes Unterrichtsfach.

Zum Menschsein gehört für mich persönlich automatisch dazu, gewisse Dinge zu kennen und zu können. Auch, wenn es uns die gut gefüllten Supermarktregale sehr bequem machen.

Was würden meine Urururururahnen von mir denken, wenn ich nicht wüsste, dass Bucheckern oder Brennnesseln essbar sind, wie ich ein Feuer entfache oder wie ein Steinpilz aussieht?

Ich habe früh gelernt selbstständig zu sein, mir selbst Dinge anzulesen, beizubringen und durchzuziehen. Deshalb empfinde ich auch extreme Freude, wenn ich in der Pilzsaison in den heimischen Wäldern auf die Suche gehen kann. Es erfüllt mich jedes Mal mit Demut und Freude zugleich, wenn ich mir ein leckeres Gericht aus den tollen Schätzen zubereiten kann, die die Natur uns bietet.

Es gibt zum Glück unglaublich tolle Youtube Kanäle, die versuchen, Menschen für das Pilzesammeln zu ermutigen. Manchmal gibt es regionale geführte Pilztouren, bei denen man allerhand lernen kann.

Und dann gibt es ganz oft Pilzsammler, die ihre besten Stellen geheim halten und die Pilze dort nur für sich beanspruchen wollen.

Beim Angeln heißt es „wer den Fisch kennt – der fängt.“ Ähnlich ist es bei den Pilzen. Standorte, Temperaturen und ganz wichtig die Bäume, die mit den Pilzmyzelen eine Symbiose ein gehen, sollten gekannt und erkannt werden.

Im Ausland gibt es einen Begriff der heißt „German Angst“. Wir sind also weit über unsere Ländergrenzen hinweg dafür bekannt, besonders skeptisch, besonders ängstlich zu sein.

Manchmal ist es beim Thema Pilze ganz genauso. Mythen, falsches Wissen, Bedenken und Ängste anstatt Mut zur persönlichen Weiterbildung ist oftmals der Tenor im Bekanntenkreis. Für mich, in Zeiten des Internets mit seinen ständig verfügbaren Informationen, unerklärlich.

Pilze sammeln in Finnland

Man könnte sagen, Pilze sammeln ist in Finnland Nationalsport. Auf den Internetseiten der Nationalparks wird mit ihren regen Pilzvorkommen geworben. In den finnischen Wäldern können jährlich Millionen von Pilzen geerntet werden.

Manchmal ist das Verkaufen der beliebten Edelpilze sogar ein netter Nebenverdienst.

In Finnland ist normal, Schätze der Natur zu sammeln und sich damit selbst zu versorgen und für den Winter einzudecken. Die Kinder bekommen es so von ihren Eltern vorgelebt.

Es mag vielleicht auch an den hohen Lebensmittelpreisen in Finnland liegen aber eher denke ich, es liegt an der Naturverbundenheit und der finnischen Kultur.

Während meines Sabbaticals von Mai-Juli wurde es für mich ziemlich knapp Steinpilze in Finnland zu finden. Während ich aus Deutschland schon Meldungen über erste Funde erhielt, war die Natur in Finnland noch weit zurück. Gute 6-8 Wochen war die Natur in Finnland im Vergleich zu Deutschland zurück.

Gegen Mitte/Ende Juli war es dann aber doch noch so weit und ich konnte Steinpilze in Finnland finden. Nachdem ich selber erfolgreich Hechte und Barsche gefangen habe, Heidelbeeren und sogar die edle Moltebeere gepflückt habe, wurde ich nach meinem Steinpilzfund gefragt, wann ich vor hätte, die Einbürgerung zu beantragen. Wer weiß, vielleicht bin ich im Herzen Finnin.

Durch das Jedermannsrecht ist es in Finnland gar keine Frage, ob man in der Natur sammeln gehen darf. Typisch Deutsch, habe ich bei mir entdeckt, ist die Frage, darf man das denn? Dies gilt auch übrigens für das Pilzesammeln in Deutschland und das Verlassen der Wege im Wald. Ja, das darf man, nur das übernachten im Wald ist eigentlich so gut wie immer verboten.

Als ich meine Steinpilzfunde an einer Stelle direkt neben einem Spazierweg in Ruissalo erntete und begutachtete, beglückwünschte mich eine etwas ältere Finnin zu meinen Funden. Wirklich sehr nett und absolut normal. In Deutschland wurde ich einmal gefragt, ob ich etwas zum Basteln suche…

Ich möchte in diese Frage nicht zu viel Geschlechterungerechtigkeit und Vorurteile hineininterpretieren nach dem Motto Frauen=Basteln, Männer=Pilze sammeln und belasse es an dieser Stelle einfach dabei.

Ich finde, in Deutschland muss man seine Pilzstellen schon sehr genau kennen, da zumindest in meiner Umgebung, einfach viel zu wenig aussichtsreiche Fundstellen vorhanden sind.

In Finnland bin ich in den nächstbesten Wald gegangen, in meiner Wahlheimatstadt Turku. Ich vermute, gute Pilzfunde sind dort überall möglich.

Es ist einfach enorm viel Waldfläche für viel weniger Menschen vorhanden. In Deutschland fühle ich es eher genau andersherum, wenn ich an die schönen Sonnentage in meiner Studienzeit in Köln denke und die Menschenmassen, die dann in die Stadtparks strömten.

Meine Ausrüstung

Früher kamen meine Fundstücke in eine Plastik- oder Baumwolltasche. Viel praktischer finde ich mein neues Pilzkörbchen*, welches ich mir umhängen kann.

Wichtig ist, dass die Pilze luftig und locker liegen und transportiert werden können. Mein Schweizer Taschenmesser ist für eine ganz spezielle Erinnerung aus Finnland gewichen: einem Messer der finnischen Firma Marttiini*.

Für mögliche Zweifel habe ich in meinem Körbchen stets mein Pilzbestimmungsbuch* dabei.

Es ist außerdem enorm praktisch die gefundenen Pilze gleich an Ort und Stelle zu säubern und auf Fraßgänge von Maden zu überprüfen.

Es ist zu ärgerlich einen tollen Steinpilz nach Hause mitgenommen zu haben und dann dort festzustellen, dass es innen leider total verwurmt ist.

Ein einfacher Malerpinsel hilft noch gut zum Entfernen der restlichen Erde.

Da ich mich im Wald abseits der Wege bewege, ziehe ich Wandersachen an. Hier erfährst du mehr über meine Grundausrüstung für leichte bis mittlere Wanderungen.

Verwertung und Verarbeitung

Die gefundenen Steinpilze sollten schnell verarbeitet werden. Geputzt habe ich sie bereits an der Fundstelle, so dass hier keine großen Säuberungsarbeiten mehr anstehen.

Unter Wasser abgespült werden die Pilze bei mir übrigens niemals! Sie ziehen dadurch unnötig Wasser.

Die Steinpilze werden entweder direkt frisch verzehrt z.B. leicht angebraten auf in Olivenöl angerösteten Baguettscheiben mit Knoblauch, Salz und Pfeffer, einvakuumiert und eingefroren oder im Dörrgerät* getrocknet.

Getrocknet sind sie natürlich am längsten haltbar und verlieren meiner Meinung nach am wenigsten Geschmack. Zum Trocknen schneide ich sie in gleich dicke Scheiben und gebe sie für 3-4 Stunden für 40-50°C ins Dörrgerät.

Die getrockneten Steinpilze kommen bei mir ins übrigens demnächst ins Risotto.

Ich kann nur immer wieder jeden Menschen dazu ermutigen und sich auf seine Wurzeln zu besinnen. Wir kommen aus der Natur, sie macht uns erwiesener Maßen gesund und glücklich.

Es ist ein tolles Gefühl sich in der Natur bedienen zu können und über die Geschenke aus der Natur aufgeklärt zu sein. Das habe ich nicht erst während meiner Zeit in Finnland gelernt.

Und selbst gesammelt und frisch zubereitet schmeckt es sowieso viel leckerer, oder?

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