Helsinki, Finnlands Haupstadt, Großstadtfeeling und Vappu

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Land in Sicht - Fährterminal in Helsinki

Endlich ankommen in Finnlands Hauptstadt, ca. 650.000 Einwohner, Großstadttrubel, umwerfende Architektonik und vor allem der 01. Mai in Finnland das Vappu Fest, wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Eine sofortige Weiterreise, an unser Ziel nach Turku, kam nicht in Frage, wenn wir hier schon von der Fähre ausgespuckt werden. Die Einreise verlief wieder, wie an einer Perlenkette aufgereiht. Keine Passkontrolle, keine Impfzertifikate, wir rollten auf finnischen Boden und navigierten ins Zentrum zu einer Ladesäule.

Der Vorteil eines E-Autos, wenn es steht, dann lädt es. Oftmals ist das Parken beim Ladevorgang kostenlos, die finnischen Strompreise sind halb so teuer wie in Deutschland. Mehr zum Thema habe ich hier erklärt.

Die eigentlich angesteuerte Ladesäule von Virta haben wir nicht gefunden, so dass wir dann sehr zentral auf einen Platz am Bulevardi an einer Markthalle ausgewichen sind.

Diese Ladesäule liegt wahrscheinlich schöner, vor allem zentraler als die zuerst angesteuerte. Die Säule ist frei, das Laden startet und wir gehen los.

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Wir gingen kurz durch die kleine und wie ausgestorben wirkende Markthalle die Hietalahden kauppahalli, um schon mal auszucheken, wo wir was ordentlich zu Mittag essen können.

Es waren zwar nur vereinzelte Buden in der Markthalle geöffnet aber wir waren zuversichtlich, dass das Hungern heute ein Ende haben wird.

Nun stürzten wir uns in Sightseeing. Von der Fähre habe ich mir einen kostenlosen Stadtplan mitgenommen, wo sogar die öffentlichen Toiletten eingezeichnet sind, des Weiteren habe ich mittlerweile zwei Reiseführer zur Hand, mit denen ich auswähle, was für mich persönlich sehenswert ist.

Von mir getestete und empfehlenswerte Reiseführer verlinke ich euch unter Links, oben im Menü.

Nun zurück zum ersten Mai, dem Tag der Arbeit bzw. dem finnischen Vappu. Was hat es damit auf sich? Ja, auch in Finnland ist der 1. Mai ein Feiertag, Tag der Arbeit und älter in der Geschichte verzahnt mit der Walpurgisnacht, deshalb der Name Vappu.

Jedoch wird seit den 1980er Jahren eher das Abitur gefeiert. Finnland hat eine sehr hohe Bildungsquote in der Gesellschaft und am 01. Mai feiern sich alle Menschen, die je das Abitur gemacht haben.

Zum Abitur erhalten die Finnen eine weiße Mütze, die an Vappu natürlich von allen mit Stolz getragen wird. Je verranzter und fleckiger desto besser, denn Sekt hinterlässt auf der weißen Mütze richtig braune Flecken. Das lässt auf so einige heftige Vappu Feiern schließen. 

Die Studierenden übernehmen die Stadt, sie sind deutlich zu erkennen in ihren farbigen Studierendenoveralls, die zeigen was und wo sie studieren.

Es gibt die Tradition, dass die Statue Havis Amanda in Helsinki am Vorabend von Vappu spektakulär von Studierenden geschrubbt wird und dann unter großem Jubel und Sektduschen eine Abiturientenmütze aufgesetzt bekommt.

Dabei werden die waghalsigen Helfer mit einem Kran an die 5 Meter hohe Statue herangebracht. Es herrscht in der ganzen Stadt, wahrscheinlich im ganzen Land Feierstimmung, in den großen Städten Volksfeststimmung.

Familien treffen sich in großem oder kleinen Rahmen, es gibt Luftballons und das Land feiert die Bildung und das Abitur. Ich finde diese Tradition so wunderbar.

In Deutschland würden wahrscheinlich viele neidische Stimmen aufkommen aber ich denke es geht nicht um Angeberei sondern um Anerkennung und Stolz.

Ich stelle mir mich als kleines Mädchen vor, wie ich am Rand stehe und mir schwöre, dass ich eines Tages auch diese Mütze als Abiturientin tragen werde und diesen Overall der Studierenden. Ziele braucht der Mensch und Vorbilder, das ist so wichtig und wird von vielen unterschätzt.

Ich kann das persönlich jedoch so unglaublich gut nachvollziehen, also Vappu ist ein tolles Fest und eine wichtige Tradition.

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Haalari, der Studentenoverall
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Havis Amanda mit Mütze
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Vappu-Picknick im Park

Auf unserem Weg durch die Stadt wollen wir hoch zur Felsenkirche Temppeliaukion kirkko, die ich unbedingt besichtigen wollte. Eine in den Felsen gesprengte Kirche, von außer eher unscheinbar, ein Betonklotz, fast wie ein Bunker, innen jedoch ein unfassbar schöner Raum in diesem Felsen, mit dem Kupferdach und den schlichten Holzbänken.

Der Eintritt ist teurer als in meinem aktuellsten Reiseführer (5€ zu 3€) und wir kommen in den Genuss der ersten stillschweigend vorausgesetzten finnischen Kartenzahlung.

Mit Bargeld in Finnland bezahlen zu wollen ist wahrscheinlich eher so 1990er Style. Nach dem ganzen Feier- und Hauptstadttrubel ist die Felsenkirche ein Ort des Entschleunigens.

Ruhe, fast ein bisschen Mystisch kann man hier eine kleine und stille Pause einlegen. Sehr beeindruckender Bau.

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Felsenkirche von außen eher unscheinbar
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von innen ein Highlight

Beeindruckende architektonische Meisterbauten können die Finnen, besonders in Helsinki. Wir schlenderten weiter durch die Stadt und nehmen Kurs auf unseren Startpunkt, denn der Hunger nimmt zu.

In der Markthalle bestellen wir an einer der wenigen geöffneten Buden einen Kebabteller. Die Speisekarten sind auf Finnisch und englisch und bezahlt wird natürlich elektronisch.

Was mir beim Essen auffällt: alles läuft sehr langsam und entspannt, es wird nicht gedrängelt oder genervt reagiert, als die Mitarbeiterin in absoluter Präzision den Salat auf die Teller abwiegt.

Meine bestellten Pommes scheinen nicht aus der Fritteuse zu kommen oder war es eine Heißluftfritteuse? Ist das üblich für die Markthallen? Wer damit Erfahrung hat schreibt mir bitte.

In der geschlossenen Markthalle riecht jedenfalls nichts nach Fett und die Pommes schmecken klasse! Wir laufen noch eine Runde durch Helsinki und starten dann die letzte Etappe unserer fast zweitägigen Reise: es geht weiter westlich nämlich nach Turku, unserer neuen Wahlheimat.

Nach Helsinki werden wir auf jeden Fall noch vor unserer Abreise nochmal einen Abstecher machen, ich möchte noch nicht zu viel verraten aber da gibt es noch etwas, was ich unbedingt mit eigenen Augen gesehen haben muss: Oodi.

Noch mehr Bilder aus Helsinki findet ihr übrigens auf Instagram unter sabbatical.in.finnland

Bis zum nächsten Mal. 

4 Gedanken zu „Ankunft in Helsinki“

  1. Halb so teure Strompreise? das ist ja irre! wie machen die Finnen das? auf Jeden Fall machen sie etwas richtig. LG

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    • Hej Liz, na ja Finnland setzt auf Atomkraft und Wasserkraft und hat wahrscheinlich niedrigere Nebenkosten, die zum Strompreis addiert werden, wie in Deutschland die EEG-Umlage. LG

      Antworten

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